- am 19.05.2011
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Ein "Neuer Hauptbahnhof light" für München?

Wie soll sich ein ein neuer Münchner Hauptbahnhof präsentieren? Um diese Frage tobt derzeit eine heftige Kontroverse zwischen der Landeshauptstadt München und der Deutschen Bahn.
Schon seit einigen Jahren beschäftigt das Thema "Neuer Hauptbahnhof" die Gremien.
Fest steht, dass der Erhalt des bestehenden Bahnhofsgebäudes aus der Nachkriegszeit weder in ästhetischer noch in funktionaler Sicht wünschenswert ist. Für den Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke geht man ohnehin davon aus, dass nennenswerte Teile des Ist-Bestands abgebrochen werden müssen.
2005 lobte die Deutsche Bahn deshalb einen Architektenwettbewerb aus, der 2006 vom Münchner Architekturbüro Auer + Weber gewonnen wurde. Deren Entwurf für einen spektakulären Neubau hätte ca. 600 Millionen Euro kosten sollen. Mit Nachbesserungen seitens der Architekten war zuletzt ein Entwurf mit einem deutlich geringeren Volumen herausgekommen.
Dennoch hat sich die Bahn von diesem Entwurf verabschiedet - zu teuer wäre ihr der Umbau einer der wichtigsten Verkehrsstationen der Republik. Der Münchener Hauptbahnhof zählt mit rund 400.000 Reisenden und Besuchern und bis zu 2.000 Zughalten täglich zu den größten Bahnhöfen in Deutschland.
Nun wurde eine neue Variante aus dem Hut gezaubert, die als "funktionaler Neubau" aus Sicht der Bahn wirtschaftlich und damit finanzierbar ist.
Vorgesehen sind der Neubau des Empfangsgebäudes und die Modernisierung der Kopfgebäude. Der erste Schritt sähe einen Rück- und Neubau des Ostgebäudes vor. Darauf würde der Bau der Empfangshalle mit den flankierenden Riegelbauten erfolgen. Unter der Halle und dem Ostgebäude entstünde das für die zweite Stammstrecke erforderliche Verteilerbauwerk, genannt Nukleus. Daran schlösse sich die südliche Hofbebauung mit den Sockelgebäuden und die Sanierung des südlichen Kopfbaus an. Der vierte Bauabschnitt beinhaltete die nördliche Hofbebauung mit den Sockelgebäuden und die Sanierung des nördlichen Kopfbaus. Und als letzten Schritt wäre der Rück- und Neubau der südlichen Randbebauung vorgesehen. Die Bahnsteighalle und der Starnberger Flügelbahnhof blieben unverändert.
Rund 300 Millionen Euro sind für diese Neugestaltung des Empfangsgebäudes geplant, welche aus Sicht der Bahn auch den Vorteil einer modularen Bauweise bietet. Damit sei bis Ende 2017 eine Teilfertigstellung zu erreichen, so dass zu den möglichen Olympischen Winterspielen 2018 zumindest der Rohbau des Ostgebäudes mit fertiger Fassade und einer teilweise ausgebauten Empfangshalle zur Verfügung stünde. Nach der Komplett-Fertigstellung 2021 böte der neue Bahnhof auf rund 105.000 Quadratmetern Raum für Büros und Praxen, eine Konferenz- und Hotelnutzung, Gastronomiebereiche, Fachhandel, Flächen für Bundes- und Landespolizei, Lager- und Technikflächen und Bahnservicebereiche.
Bei der Stadt stößt der abgespeckte Bahnhof indes auf wenig Gegenliebe. DB Station & Service habe bei der "inneren Erschließung" gespart, insbesondere bei den unterirdischen Wegen zwischen den U- und S-Bahnhöfen. Auch der Hauptzugang des Bahnhofs sei zu schmal dimensioniert. Das sei nicht zukunftsgerecht, gibt Münchens Oberbürgermeister Ude schon einmal die städtische Linie vor und fordert Nachbesserungen.
André Zeug, der Chef der Bahntochter "Station&Service", hatte bei der Vorstellung im Müchner Stadtrat am 18. Mai damit einen schweren Stand. "Flickwerk" und "Kaufhaus-Architektur der 80er Jahre" als Äußerungen bei der Präsentation zeigten deutlich, dass sich die städtischen Vertreter nicht mit den Bahn-Plänen anfreunden möchten.
Wie es nun weitergeht, ist offen. Die Bahn beharrt nach wie vor darauf, selbst den abgespeckten Auer+Weber-Entwurf nicht finanzieren zu können. Dieser sei um 70 - 100 Millionen Euro teurer als die Vorzugsvariante der Bahn. Münchens Stadtbaurätin Merk findet dagegen, dass der Münchner Hauptbahnof als die "größte Cash-Cow im Bahn-Konzern" auch einen anspruchsvollen Architekturentwurf verdient habe. So sehen es wohl viele in Deutschlands drittgrößter Stadt. (Visualisierung des "funktionalen Neubaus": Deutsche Bahn)

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