- am 11.12.2009
- auf der Aktuellseite München
- in der Kategorie Straßenbahn
Münchens elfte Trambahnlinie trägt die Nummer 23
Einen Tag vor dem europäischen Fahrplanwechsel ist es soweit: Am 12. Dezember 2009 geht Münchens (derzeit) elfte Straßenbahnlinie in Betrieb. Die neue Linie 23 verbindet das neue Stadtviertel Parkstadt Schwabing im Münchner Norden mit dem Stadtteilzentrum an der Münchner Freiheit. Die Linie ist rund 3,1 Kilometer lang, wobei ein ca. 900 Meter langes Betriebsgleis zwischen Parzivalplatz und Scheidplatz hinzuzurechnen ist, dass die Neubaustrecke mit dem übrigen Tramnetz verbindet. Die neue Linie stellt als Besonderheit eine Art Inselbetrieb ohne fahrplanmäßige Verknüpfung mit dem restlichen Trambetrieb dar. Ob sich das in Zukunft ändert, wird sich zeigen - derzeit ist die Betriebsstrecke auf Grund von Anwohner"interessen" leider nur für drei Aus- und Einrückfahrten je Tag zugelassen. Die Fahrzeit von der Münchner Freiheit zur Endhaltestelle Schwabing Nord am Frankfurter Ring beträgt 8 Minuten. Rund zwei Drittel der Strecke verlaufen unabhängig vom Individualverkehr auf eigener Trasse und ermöglichen damit einen störungsarmen Betrieb. Tagsüber verkehren die Trambahnen im 10-Minuten-Takt, von ca. 20 Uhr bis Betriebsschluss alle 20 Minuten. Nachts wird die Parkstadt dann von der Nachtbuslinie N40 angedient.
Die Tram 23 bedient 7, weitgehend einheitlich nach MVG-Standard (Wartehäuschen "Münchner Schranne", Abfallbehälter, taktile Bodenplatten, Lautsprecher und zum Teil Dynamische Fahrgastinformation) ausgestattete Haltestellen:
Münchner Freiheit
Potsdamer Straße
Parzivalplatz
Am Münchner Tor
Anni-Albers-Straße
Domagkstraße
Schwabing Nord
Ein besonders markantes Markenzeichen ist die neue Endhaltestelle an der Münchner Freiheit. Das weiß und lindgrün lackierte Dach, das von 18 filigranen Stützen getragen wird, war das Ergebnis eines von der Landeshauptstadt durchgeführten Architektenwettbewerbs. Es überspannt die gesamte Haltestelle und bildet den weithin sichtbaren Mittelpunkt an der Münchner Freiheit.
Und auch ein weiteres Kunstbauwerk bereichert die neue Strecke. Eine 84 Meter lange Tragseilbrücke mit Pylon ist die erste Hängebrücke dieser Art in Deutschland, über die eine Straßenbahn fährt. Nicht zuletzt diese Bauwerke erklären die vergleichsweise hohen Baukosten von 50 Mio. €, die aber nach dem GVFG gefördert werden konnten.
Etwa 1,7 Kilometer der 3,1 Kilometer langen Trasse wurden als Rasengleis realisiert. In der Wendeschleife am Frankfurter Ring und entlang des ehemaligen Industriegleises entstand eine parkähnliche Anlage, die Teil der Landschafts- und Gartenarchitektur der Parkstadt Schwabing ist. Der bestehende Rad- und Fußweg am ehemaligen Industriegleis wurde ausgebaut und erweitert. Er verläuft nun lückenlos von der Berliner Straße bis zum Frankfurter Ring – als Teil der künftigen Radweghauptroute Marienplatz – Fröttmaninger Heide im Rahmen des Radwegkonzepts der Landeshauptstadt München.
Die Tram 23 könnte mittelfristig sogar weiter verlängert werden und Entwicklungsgebiete im Münchner Norden erschließen. 2008 hat der Stadtrat dem Erwerb der Bayernkaserne zugestimmt und das Planungsreferat mit der Entwicklung des Areals beauftragt. In jedem Fall markiert die neue Straßenbahnstrecke einen Wendepunkt in der wechselhaften Münchner Tramgeschichte. Die Neubaustrecke gilt - abgesehen von U-Bahn-bedingten Umleitungsstrecken (ex-Linie 24), kurzen Verbindungsstrecken (Linie 18 Zschokkestr.) und Reaktivierungen (Linie 17 Arnulfstr. und Linie 15/25 Osttangente - als erste "echte" Erweiterung des Münchner Netzes seit 1968. Damals wurde die Linie 19 zur St.-Veit-Str. verlängert.
Der Abschnitt Scheidplatz - Kölner Platz – Parzivalplatz – Münchner Freiheit wurde zwar schon einmal von Straßenbahnen befahren. Bis 1971 verkehrte dort die Tram, bis die U-Bahn kam. Sie wurde zuletzt von der Straßenbahnlinie 6 (Lorettoplatz – Harthof) befahren. Der Abschnitt Parzivalplatz – Parkstadt Schwabing war dagegen noch niemals Teil des Münchner Trambahnnetzes. Mit der Erweiterung erreicht das Münchner Trambahnnetz nun wieder eine "runde" Zahl, nämlich eine Streckenlänge von 75 Kilometern. In den besten Zeiten, in der Ära der legendären "Linie 8" waren es freilich einmal 136 Streckenkilometer. (Grafik: MVG)
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