- am 28.09.2009
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- in der Kategorie U-Bahn
Automatische U-Bahnzüge auf der U2
Seit heute Montag, 28. September 2009 fahren auf der Linie U2 automatische Züge. In einer ersten Phase werden vier konventionelle durch vier automatische Züge ersetzt. Bis zum vollständigen Austausch der von Fahrern gesteuerten Züge durch automatische wird es auch auf der U2 einen Mischbetrieb geben, wie bis dato schon auf der Stammstrecke von U2 und U3 zwischen Rothenburger Straße und Rathenauplatz. Die U3 selbst fährt bereits seit 15. Juni 2008 im Automatikbetrieb.
Der Vorstandsvorsitzende der VAG, Herbert Dombrowsky, zeigt sich erfreut über den reibungslosen Verlauf: „Alle, die am Projekt mitwirkten, haben ihren Beitrag geleistet und so zum erfolgreichen Abschluss beigetragen. Nur so war es möglich, alle Normen und Vorschriften zu berücksichtigen und den zeitlichen Rahmen einzuhalten. Wir gehen nun sogar etwas früher an den Start als gedacht. Das belegt alles in allem den guten inhaltlichen Stand des Projektes, den die Beteiligten bereits bei der Automatisierung der U3 erarbeitet und nun auf die U2 ausgeweitet und insgesamt perfektioniert haben. Das belegt auch, dass alle an einem Strang gezogen haben.“ Und sein Vorstandskollege Dr. Rainer Müller ist überzeugt, dass die vollständige Umstellung der U2 auf Automatikbetrieb Anfang 2010 abgeschlossen werden kann. Er sieht das Potenzial und Know-how, das in Deutschlands ersten automatischen U-Bahn-Linien steckt: „Wir haben gemeinsam mit der Siemens AG, vielen Subunternehmern, mit Gutachtern und der Technischen Aufsichtsbehörde wichtige Pionierarbeit geleistet. Es ist ein Projekt mit Signalwirkung an alle U-Bahn-Städte weltweit, die gerne vom konventionellen auf den automatischen Betrieb umsteigen möchten. Wir alle haben gezeigt, dass es möglich ist, bestehende Systeme umzustellen, ohne dass der Betrieb unterbrochen werden muss. Das ist letztlich das Besondere und Entscheidende.“
Projektleiter Andreas May gibt dem gesamten Verfahren einen hohen Stellenwert: „Es war eine besondere Herausforderung, alle relevanten deutschen und europäischen Normen zu berücksichtigen und zusammenzuführen. Mit Blick auf andere, mögliche Nachfolgeprojekte in Europa sowie weltweit ist das ein wichtiger und grundlegender Prozess. Der erfolgreiche Abschluss war nur möglich, weil alle am Projekt Beteiligten intensiv und konstruktiv zusammengearbeitet haben.“
Schon seit Anfang August 2008 rollten die neuen U-Bahn-Züge der Baureihe DT3 jede Woche bis zu fünf Nächte von 1.00 bis 4.00 Uhr und schließlich auch im Spätabendverkehr und an den Wochenenden im Testbetrieb zwischen den U-Bahnhöfen Röthenbach und Flughafen. Insofern gehören die DT3 auch auf der U2 schon zum gewohnten Bild. Zunächst fuhren die Züge im Testbetrieb, von Mitte Juli bis Ende August 2009 dann im Erprobungsbetrieb und auch seitdem stehen die Räder nicht still, um das erreichte Niveau bei den Mitarbeitern zu festigen. Nur die Fahrgäste durften bis jetzt nicht mitfahren.
Im Test- und Erprobungsbetrieb wurde überprüft, ob die automatischen Züge an jedem Punkt des Netzes die notwendigen und richtigen Informationen erhalten und die gewünschten Aktionen ausführen. Es wurden wiederum Funktionstests mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und in verschiedenen Situationen durchgeführt. Und die Gutachter haben noch einmal alles intensiv unter die Lupe genommen. Ihr Gutachten war letztlich Entscheidungsgrundlage für die TAB.
Hohe Zuverlässigkeit
Den automatischen U-Bahn-Betrieb zeichnet eine hohe Zuverlässigkeit aus. Wir hoffen, nach dem geglückten Start auf der U3 auch auf der U2 gut in den Fahrgastbetrieb zu kommen und setzt hier wiederum auf die Disziplin der Fahrgäste, eben nicht noch schnell ins Fahrzeug zu gelangen, wenn das Abfertigungssignal bereits ertönt.
In Sachen Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Fahrkomfort ist die U3 Klassenprimus. Von Anfang an fielen kaum Fahrten aus, und es kam selten zu Verspätungen. Im Hintergrund arbeiteten Siemens und die VAG gleichwohl an einer weiteren Optimierung des Systems mit dem Fokus auf die betrieblichen Abläufe. „Hier wird auch die Automatisierung der U2 nochmals Erleichterung bringen“, sagt Rainer Müller. „Der Mischbetrieb mit den fahrergesteuerten U-Bahnen ist eine Weltneuheiten des Systems, die wir bisher sehr gut gemeistert haben.“
Ausgezeichnetes Projekt
Inzwischen ist das Projekt mehrfach ausgezeichnet worden. Bereits 2006 war es ein ausgewählter Ort in Horst Köhlers Land der Ideen, im Februar 2008 zierte es den Faschingsorden des Festausschusses der Nürnberger Fastnacht, Ende 2008 heimste es den Design-Award der Railway Interior Expo in Amsterdam für die „Safety / Accessibility Innovation of the Year“ ein und im Januar 2009 wurde es mit einer Silberurkunde des Innovationspreises der Deutschen Wirtschaft ausgezeichnet. „Für uns waren all diese Auszeichnungen eine besondere Ehre, und ob man es nun glaubt oder nicht, vor allem auch der Fastnachtsorden hat uns große Freude bereitet – zeigte er doch zum ersten Mal ganz deutlich, wie sehr sich die unterschiedlichsten Gesellschaftsgruppen in Nürnberg mit dem neuen System auseinandergesetzt und wie sehr sie ihm entgegengefiebert haben. Denn: Diesen Orden bekommen immer Projekte, die das moderne Nürnberg symbolisieren“, freut sich Rainer Müller noch heute über die Ehrungen.
Video im Internet
Für all diejenigen, die mehr über die automatische U-Bahn erfahren wollen, haben wir hier im Internet ein Video eingestellt, in dem eine Moderatorin die Besucher mit unterschiedlichen Aspekten des neuen U-Bahn-Systems vertraut macht. Bei einem Quiz kann auch gleich das eigene Wissen getestet werden. Unter www.rubin-nuernberg.de hält die VAG detaillierte Informationen zur Realisierung einer automatischen U-Bahn in Nürnberg für diejenigen bereit, die technisch tiefer einsteigen wollen.
Projekt sorgt für weltweites Interesse
Weltweit ist die Nürnberger U3 die erste automatische U-Bahn-Linie, die im Mischbetrieb mit konventionell von Fahrer gesteuerten Zügen fährt. Dies ist gerade für andere UBahn-Städte auf der Welt von besonderem Interesse. Ebenso die Tatsache, dass der Betrieb auf der U2 während der gesamten Umstellung nicht unterbrochen wurde. Städte wie Helsinki und Paris haben teilweise bereits selbst eine Automatisierung bestehender Linien beschlossen und verfolgen deshalb das Nürnberger Projekt aufmerksam. Andere Städte, wie Amsterdam, stehen vor der Entscheidung und holen sich bei uns Rat.
So fand im Juni 2009 ein Branchentreffen in Nürnberg statt, bei dem sich 40 Nahverkehrsexperten unter anderem aus Moskau, Paris, Madrid, Mailand, Amsterdam, London, Brüssel und Hongkong über die Herausforderungen bei der Automatisierung von bereits bestehenden U-Bahn-Linien austauschten.
Detailinformationen zum Projekt
Die VAG hat am 14. Juni 2008 deutschlandweit die erste vollautomatische U-Bahn auf die Strecke gebracht. Seit dem 15. Juni läuft der Fahrgastbetrieb nach Fahrplan. Sie verkehrt auf der neuen U-Bahn-Linie U3 zwischen dem U-Bahnhof Maxfeld im Norden und der Station Gustav-Adolf-Straße im Südwesten der Stadt. In Phase 1 nutzt die automatische U-Bahn dabei im sogenannten Mischbetrieb teilweise das Streckennetz und sechs Bahnhöfe der bereits bestehenden U-Bahn-Linie U2. Das ist weltweit eine Besonderheit. In Phase 2 wird seit der Eröffnung der U3 auch die gesamte U2 (Röthenbach – Flughafen) unter rollendem Rad, also bei laufendem Betrieb, auf automatischen Betrieb umgestellt. Der Automatikbetrieb ermöglicht es der VAG künftig, die Züge bedarfsgerecht einzusetzen. Bei großem Fahrgastaufkommen ist es nach der vollständigen Umstellung der U2 auf Automatikbetrieb möglich, auf der Strecke Rathenauplatz bis Rothenburger Straße einen engen Takt von bis zu 100 Sekunden anzubieten. So können die Wartezeiten für die Kunden reduziert und zudem mehr Fahrgäste befördert werden.
Zur Finanzierung des Projektes, das im ersten Bauabschnitt insgesamt rund 325 Millionen Euro kostet, tragen im Wesentlichen der Bund, der Freistaat Bayern, die Stadt Nürnberg und die VAG bei. Wird die U3, wie geplant, von Gebersdorf im Südwesten der Stadt bis zum Nordwestring gebaut, fallen insgesamt 110 Millionen für die Automatisierung an, 140 Millionen Euro für die Beschaffung von dann insgesamt 37 Doppeltriebwagen DT3 und 360 Millionen Euro für den Strecken- und Bahnhofsbau. Die U3 kostet damit im Endausbau, inklusive Automatisierung der U2, rund 610 Millionen Euro.
Wenngleich die Investitionskosten höher sind, bringt die vollautomatische U-Bahn der VAG und der Stadt Nürnberg als Aufgabenträgerin des öffentlichen Personennahverkehrs niedrigere Betriebskosten als eine konventionell vom Fahrer gesteuerte U-Bahn. Automatisch gesteuerte Fahrzeuge verbrauchen durch optimierte Beschleunigungs-, Fahr- und Bremsvorgänge weniger Energie. Die Wendezeiten sind deutlich kürzer und die Fahrzeuge können jederzeit nachfrageorientiert einsetzen.
Fahrer, die durch die Automatisierung der U2 nicht mehr zum Steuern der Züge benötigt werden, wurden als Servicepersonal qualifiziert und stehen nun verstärkt den Fahrgästen als Ansprechpartner auf der Strecke zur Verfügung. Dies dürfte sich auch positiv auf das subjektive Sicherheitsgefühl der Fahrgäste auswirken. Die Mitarbeiter des neuen Kunden und Systemservice sind darüber hinaus bei Störungen vor Ort, beheben diese oder organisieren weitere Hilfe
Quelle: VAG-Presseinformation
Foto: Christian Maußner
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