- am 18.09.2009
- auf der Aktuellseite München
- in der Kategorie U-Bahn
Neue Generation von Noträufsäulen in Münchens U-Bahnhöfen vorgestellt
![Bild zum Beitrag](https://bilder.bahninfo.de/1253253294_Neue_Notrufsaeule.jpg)
Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) hat am 17. September eine für München neue Form von Notrufeinrichtungen vorgestellt. Das Baureferat entwickelte zunächst einen Prototypen im Auftrag der SWM, der nun als Serienmodell nach und nach flächendeckend zur Anwendung kommen soll. Die genaue Ausführung wurde mit den Behindertenverbänden abgestimmt.
Die Präsentation fällt in eine Woche, in der der bedauerliche und emotionalisierende gewaltsame Tod des S-Bahn-Fahrgastes Dominik Brunner hohe Wellen schlägt und eine neue Sicherheitsdebatte im ÖPNV entfacht hat. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet darüber hinaus, dass am Tatbahnhof München-Solln zwar Notrufeinrichtungen installiert sind, diese auf Grund von Zuständigkeitsfragen zwischen Bayerischer Oberlandbahn (BOB) und DB Station & Service (StuS) seit fünf(!) Jahren nicht aktiviert sind.
Im Münchner Untergrund möchte man sich solches nicht leisten. Im U-Bahnhof Hauptbahnhof auf der U4/U5-Ebene gingen nun die beiden ersten neuen Säulen mit einer Vielzahl von Funktionen offiziell in Betrieb. Die frei stehenden Einheiten in Stelenform bündeln sämtliche Sicherheitseinrichtungen an zentraler Stelle und verbessern damit die Auffindbarkeit im Ernstfall beachtlich.
Die Stelen sind in der Signalfarbe Rot gehalten und mit SOS gekennzeichnet, ähnlich wie man es von den Einrichtungen der Berliner U-Bahn kennt.
Die MVG betont, dass sie mit den neuen Säulen das Rad nicht neu erfinden möchte. Sämtliche sicherheitsrelevanten Einrichtungen - Notruf, Nothalt, Feuerlöscher und Defibrillator - sind auch heute flächendeckend installiert. Neu hinzu kommt lediglich das Element des Inforufs, welches heute nur auf vereinzelten Bahnhöfen vorhanden ist.
Nach Angaben des Unternehmens hat sich gezeigt, dass längst noch nicht allen Kunden die Sicherheitseinrichtungen bekannt sind. Das mag auch daran liegen, dass die einzelnen Elemente optisch nicht unmittelbar beienander gelegen sind und sie nicht in so deutlichem Maße wie die freistehenden Säulen wahrgenommen werden.
Immerhin hat man seit Dezember 2008 bereits die vorhandenen stationären Notrufe in den U-Bahnhöfen besser in Form eines Passepartouts gekennzeichnet. Auch die Videoüberwachung in den U-Bahnhöfen ist heute umfangreicher. In den U-Bahnstationen wurden seit 2008 rund 100 Kameras, die bisher rein betrieblichen Zwecken dienten, neu in das Überwachungssystem eingebunden, das nun 700 von 800 insgesamt vorhandenen Kameras umfasst; die restlichen 100 folgen sukzessive. Auch der Handyempfang in der U-Bahn kann letzlich zu mehr Sicherheit in der U-Bahn beitragen. Alleine über die Technik lässt sich die Sicherheitslage jedoch nicht ins Unermessliche steigern. Aus diesem Grund wird auch die Personalstärke der U-Bahn-Wache weiter aufgestockt.
(Das Bild zeigt MVG-Geschäftsführer Herbert König bei der Präsentation der neuen Notrufeinrichtung; MVG)
Im Folgenden findet sich nochmals eine ausführliche Beschreibung aller Funktionalitäten der neuen SOS-Säulen.
Notruf:
Auf Knopfdruck wird sofort ein direkter Sprechkontakt zur U-Bahnbetriebs-Zentrale (UBZ) im MVG-Betriebszentrum hergestellt, dessen Mitarbeiter je nach Vorfall Polizei, Rettungskräfte und U-Bahnwache alarmieren. Gleichzeitig schaltet sich die in der Notfallsäule integrierte Kamera ein, damit der Disponent in der UBZ das direkte Umfeld des Hilfesuchenden sofort einsehen kann. Weitere Einblicke erhält das MVG-Betriebszentrum – wie auch bisher schon – über die herkömmlichen Bahnhofskameras.
Inforuf:
Wer hier drückt, wird ebenfalls mit der UBZ verbunden, jedoch nicht mit höchster Priorität wie beim Notruf. Das heißt: Es können kurze Wartezeiten entstehen, falls die übrige Betriebslage keine unmittelbare Reaktion zulässt. Über den Inforuf erhalten Kunden Auskünfte zum U-Bahnbetrieb. Inforuf und Notruf gibt es im Übrigen doppelt: Die Knöpfe sind unterschiedlich hoch angebracht, damit sie für alle Fahrgäste gut zu erreichen sind.
Nothalt:
Bei Betätigung des Nothalts wird der Zugverkehr auf dem am Nothaltegriff benannten Gleis sofort gestoppt. Herannahende Züge erhalten vor Einfahrt in den Bahnhof ein rotes Signal oder eine Zwangsbremsung. Bei Bedarf, zum Beispiel wenn Gegenstände oder Personen in den Gleisbereich geraten sind, schaltet die UBZ den Fahrstrom am fraglichen Gleis umgehend ab. Anschließend ist eine gefahrlose Bergung möglich.
Feuerlöscher:
Sie gehören ebenfalls zur Standardausstattung der U-Bahnhöfe und können von jedermann genutzt werden. Eine Anleitung zur Brandbekämpfung befindet sich auf jedem Gerät.
Defibrillator (optional):
Mit automatisierten Defibrillatoren (AED) kann jeder Leben retten. Defibrillatoren unterbrechen das lebensgefährliche Kammerflimmern des Herzens, das bei etwa 90 Prozent aller Menschen mit plötzlichem Herz-Kreislauf-Stillstand auftritt. Nur ein gezielt ausgelöster Elektroschock kurz nach dem Vorfall kann den gestörten Herzrhythmus wieder in Takt und das Herz somit zum Schlagen bringen. Der Defibrillator wird von der UBZ aus freigegeben, sobald das Gerät via Notruf angefordert wird.
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