- am 21.09.2025
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Neuanfang mit Signalwirkung - ein neues Gesicht an der DB-Spitze
Nach übereinstimmenden Berichten, unter anderem der FAZ, soll Evelyn Palla Richard Lutz als Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn ablösen.
Eine offizielle Bestätigung des Unternehmens steht noch aus. Mit Palla würde eine Managerin an die Spitze rücken, die im Regionalverkehr gezeigt hat, wie man aus roten wieder schwarze Zahlen macht. Die Herausforderung wird nun sein, diesen Ansatz auf den ganzen Konzern zu übertragen. Die Erwartungen sind hoch – und der Zeitpunkt kaum schwieriger, denn die Deutsche Bahn steckt tief in einer Krise, die sich nicht allein in den Milliardenverlusten ausdrückt:
Verspätungen, fehlende Verlässlichkeit im Fernverkehr und ein massiver Investitionsstau im Netz haben das Vertrauen vieler Fahrgäste erschüttert. Dass es im ersten Halbjahr 2025 ausgerechnet der Regionalverkehr war, der ein positives Ergebnis erzielte, könnte als Fingerzeig verstanden werden: Nah bei den Kunden, mit klarer Nachfrage und pragmatischer Angebotssteuerung, scheint Erfolg eher möglich.
Dieser Erfolg dürfte nicht zuletzt dem Deutschland-Ticket geschuldet sein, das seit seiner Einführung eine anhaltend hohe Nachfrage erlebt. Für die Bahn bedeutet das stabile Fahrgastzahlen und eine klare Verlagerung von Mobilität auf die Schiene – ein Bereich, in dem Evelyn Palla ihre Handschrift bereits deutlich hinterlassen hat.
Zu hoffen bleibt, dass sich die Finanzierung dieses bundesweiten Angebots mit der Zeit stabilisiert und das Ticket auch für einzelne Verkehrsunternehmen auf dem Land rentabel wird. Hier sind nicht nur Bund und Bahn gefordert, sondern auch die Länder und Kommunen: Sie müssen die Entwicklung im Blick behalten, damit das Deutschland-Ticket nicht zur Einbahnstraße für große Verkehrsverbünde wird. Nur wenn sich der Nahverkehr auch in ländlichen Regionen lohnt, können Fahrgäste flächendeckend profitieren.
Richard Lutz hat die Bahn über viele Jahre geprägt, in schwierigen Zeiten zusammengehalten und auch mit großem persönlichen Einsatz durch Krisen gesteuert. Doch am Ende blieb der Eindruck, dass die Strukturprobleme des Konzerns ihn überrollten.
Evelyn Palla tritt nun nicht nur in große Fußstapfen, sondern müsste auch Erwartungen erfüllen, die fast übermenschlich wirken: Mehr Pünktlichkeit, mehr Verlässlichkeit, gleichzeitig Klimaziele erfüllen und den Schuldenberg abbauen.
Positiv wäre, dass mit ihr eine Managerin Verantwortung übernimmt, die bereits bewiesen hat, dass sie wirtschaftlich denken und gleichzeitig Kundennähe herstellen kann. Ob dieser Stil sich in einem so großen, vielfältigen Konzern wie der DB durchsetzen lässt, bleibt offen.
Fest steht: Ein einfacher Wechsel an der Spitze allein wird die Probleme nicht lösen – aber er könnte ein Signal für einen neuen Kurs sein. Zumindest könnte er richtungsweisend wirken.
Fazit: Die Deutsche Bahn steht an einem Scheideweg. Mit Evelyn Palla als designierter Nachfolgerin an der Konzernspitze verbindet sich die Hoffnung auf neue Akzente und frischen Schwung. Ob daraus tatsächlich eine nachhaltige Trendwende entsteht, wird sich erst zeigen – doch die Chance auf einen Aufbruch ist da.

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