- am 12.11.2023
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Fahrgastsprechtag VBB 2023
Am 17. Oktober 2023 fand im Rahmen der Schienenverkehrs-Wochen erstmals der Fahrgastsprechtag VBB (Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg) statt. In den neuen Räumen des Deutschen Bahnkunden-Verband (DBV) Nordost am Berliner Ostbahnhof und damit quasi direkt gegenüber der VBB-Geschäftsstelle hat der Berliner Fahrgastverbands IGEB Vertreter vom VBB eingeladen. Gefolgt sind Ute Bonde, Geschäftsführerin des VBB, Thomas Dill, Bereichsleiter Center für Nahverkehrs- und Qualitätsmanagement, und Kai Dahme, Abteilungsleiter Planung. Der Schwerpunkt der Präsentation lag auf Aspekten, für die der VBB neben der Bestellung von SPNV-Leistungen in den Ländern Berlin und Brandenburg Verantwortung trägt.
In einem Verkehrsraum so groß wie das Königreich Belgien sind die Ziele des VBB, die Zukunft der Mobilität klimafreundlich zu gestalten, einen noch attraktiveren ÖPNV anzubieten, einfache und unkomplizierte Tarifangebote zu haben und eine verlässliche, digitale Fahrgastinformation vorzufinden. Dabei denkt er über geografische und politische Grenzen hinaus, die durch das Konstrukt aus 2 Bundesländer und 14 Landkreise sowie 4 kreisfreie Städte mit dazu unterschiedlichen Anforderungen gegeben sind.
Eine Aufgabe des VBB ist die Tarifgestaltung, in der auch politische Entscheidungen wie das erfolgreiche deutschlandweit gültige 49-Euro-Ticket und das für Berlin wieder vorgesehene 29-Euro-Ticket berücksichtigt werden müssen. Derzeit arbeitet der VBB an einer Tarifreform, um die bisherigen 1.800 Tarifangebote, davon 366 im Zeitkartensegment, zu entschlacken. So soll es bereits ab dem 1. Januar 2024 nur noch rund 240 Zeitkartenangebote geben.
Während der VBB den schienengebundenen Regionalverkehr organisiert, beauftragt und überwacht, sind die kommunalen Aufgabenträger für den Busverkehr zuständig. Der VBB unterstützt sie hierbei in der Angebotsplanung. Dies umfasst unter anderem die Erarbeitung neuer Angebotskonzepte sowie ergänzende On-Demand-Verkehre, die Koordination der Busverkehre zwischen Berlin und dem Umland bzw. zwischen den Landkreisen in Brandenburg, die Entwicklung des PlusBus-Systems in Brandenburg sowie die Koordination der Rufbus-Angebote.
Bei den Stadt-Umland-Verkehren stehen Taktverdichtungen bei den Zubringer-Buslinien zum Regionalverkehr und zur S-Bahn sowie bei den Stadt-Umland-Buslinien nach Berlin hinein im Fokus, die unter anderem durch Expressbus-Verbindungen, die auf Berliner Gebiet beschleunigt zu den Umsteigeknoten und Bahnhöfen fahren, realisiert werden (sollen). Auch werden neue Verbindungen untersucht, die zu besseren Anbindungen und hohen Netzwirkungen führen sollen. Für den Verkehr im Berliner Verflechtungsraum strebt der VBB die Umsetzung attraktiver Bedienungsstandards an. Dies wären 10-Minuten-Takte in der HVZ auf Hauptlinien sowie 20-Minuten-Takte im weiteren Stadt-Umland-Verkehr und als Bahn-Zubringer und damit eine Orientierung an den Berliner Bedienungsstandard. Es soll der Grundsatz „zu jedem Zug ein Bus“ gelten. Der Umsetzung dieser Stadt-Umland-Verkehre werden allerdings durch den Personalmangel bei Busfahrern Grenzen gesetzt. Die gewünschten „grenzüberschreitenden“ Verkehre im Berlin-Umland-Verkehr werden durch Naturalienausgleiche „bezahlt“. Dies heißt im Prinzip, dass das was die BVG im Umland an Leistungen fährt, die Umlandbetriebe in Berlin fahren.
„Ein Takt mit dem Sie rechnen können“, so das Motto der PlusBusse im VBB-Land. Die Marke PlusBus steht seit 8 Jahren für ein regelmäßiges und leicht merkbares Taktangebot mit zeitnahem Bahn-Bus-Übergang. So sind an Wochentagen ein Stundentakt von 6-20 Uhr und am Wochenende mindestens 12 Fahrtenpaare vorgesehen. Die Umsteigezeit soll maximal 15 Minuten an mindestens einem Zugangspunkt des Bahnverkehrs betragen und die Zentren sollen mit gleichbleibender direkter Linienführung verbunden werden. In nahezu jedem Landkreis sind PlusBusse inzwischen unterwegs, rund 40 Linien fahren unter dieser Marke.
Die Rufbus-Angebote ergänzen das reguläre ÖPNV-Angebot, insbesondere in nachfrageschwachen Zeiten und Räumen. Der Rufbus fährt entweder nach festem Fahrplan und Linienweg oder innerhalb eines festgelegten Bediengebietes flexibel. Der Fahrtwunsch muss vorab per App oder Telefon angemeldet werden, was teilweise aber schon sehr früh im Voraus geschehen muss. In Diskussion ist die Abschaffung der Rufbus-Zuschläge, die ursprünglich dazu dienten, Spaßanrufer abzuschrecken. Neben Rufbussen dienen auch On-Demand-Verkehre der Erschließung ländlicher Räume. Hierin sieht der VBB gar die Zukunft.
Der VBB engagiert sich auch stark vor Ort an den Zugangsstellen zum Regionalverkehr. So gibt es seit dem Jahre 2018 die Kompetenzstelle Bahnhof beim VBB, die sich für die Sanierung von Empfangsgebäuden und die Aufwertung des Bahnhofsumfeldes in Brandenburg einsetzt. Für die Bahnhofsgebäude, die sich inzwischen meist in privatem Eigentum befinden, sollen dabei neue Nutzungsmöglichkeiten gefunden werden. Dabei unterstützt der VBB die Eigentümer in der Kontaktvermittlung, gibt einen Überblick über Fördermöglichkeiten und eine fachliche Begleitung zu Baurecht und Freistellungsverfahren von Bahnflächen. Mit seinem Engagement macht der VBB die Bahnhofsprojekte sichtbar.
Zur Aufwertung von Bahnhofsumfeldern gehört auch die Errichtung von Bike+Ride- und Park+Ride-Anlagen. So wurde ein Bedarf von rund 21.500 Bike+Ride-Stellplätzen bis zum Jahr 2030 errechnet. Der VBB gibt dabei Handlungsempfehlungen zur Bedarfsdeckung, zu der unter anderem auch der Abschluss einer Verwaltungsvereinbarung mit dem Land Berlin zur Mitfinanzierung von B+R/P+R-Ausbauprojekten an pendlerstarken Bahnhöfen im Land Brandenburg sowie der Aufbau eines strategischen Bahnflächenmanagements zwischen dem Land und der Deutschen Bahn gehört. Hierfür hat der VBB die Vernetzungsstelle B+R eingerichtet. An diversen Standorten im Berliner Umland und weiter draußen in Cottbus, Angermünde und Bad Belzig sollen modulare Fahrradparkhäuser entstehen. Als Vorbild dient dabei das Fahrradparkhaus in Eberswalde, welches im Juli 2022 eröffnet wurde und 604 Stellplätze, davon 60 gesichert, bietet. Es wurde nachhaltig in Holzbauweise errichtet und weist eine Dachbegrünung sowie zusätzlich Photovoltaik auf.
Zusammen mit den Ländern Berlin und Brandenburg sowie der Deutschen Bahn hat der VBB das Projekt i2030 vor einigen Jahren ins Leben gerufen, mit dem Ziel die Schieneninfrastruktur weiter wachsen zu lassen. Dabei stehen mehrere Korridore und die Berliner S-Bahn im Fokus und in den letzten Jahren wurden diverse Finanzierungsvereinbarungen und Entscheidungen getroffen. Ziele von i2030 sind die Klimaneutralität in Berlin und Brandenburg in kommenden Jahren zu erreichen, Voraussetzungen für neue Mobilitätsketten zu schaffen, Pendlern den Wechsel zur umweltfreundlichen Schiene zu erleichtern und neue und wachsende Wohn- und Gewerbegebiete an den ÖPNV anzubinden. Erste sichtbare i2030-Maßnahmen waren die Inbetriebnahmen der 1. Baustufe von Bahnsteigverlängerungen entlang der Linie RE1 im Dezember 2022 zum Start des Netzes Elbe-Spree. Damit können die neuen 6-teiligen DesiroHC-Züge an allen Stationen halten. Die 2. Ausbaustufe soll sukzessive ab 2025 den Halt 8-teiliger Züge auch an kleineren Stationen ermöglichen. Im März 2023 wurde ein Kehrgleis in Königs Wusterhausen in Betrieb genommen, auf dem zeitweise Züge der Linie RB22 abgestellt werden können. Die nächste Umbaustufe des nördlichen Bahnhofsbereichs bis 2027 ist inzwischen durch das Strukturstärkungsgesetz abgesichert.
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