- am 14.10.2023
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- in der Kategorie Regionalverkehr
Fahrgastsprechtag Regionalverkehr 2023
Am 5. Oktober 2023 fand in den neuen Räumen des Deutschen Bahnkunden-Verband (DBV) Nordost am Ostbahnhof der Fahrgastsprechtag Regionalverkehr im Rahmen der Schienenverkehrs-Wochen statt. Bernd Arm, Abteilungsleiter Angebot und Infrastruktur beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB), Carsten Moll, Vorsitzender von DB Regio Nordost, und Lars Gehrke, Geschäftsführer der ODEG, referierten zu verschiedenen Themen und stellten sich den Fragen des anwesenden Publikums.
Rückblick Start Netz Elbe-Spree und Netz Lausitz
Am 11. Dezember 2022 fand der umfangreichste Fahrplanwechsel in der Region seit mehr als 10 Jahren statt. Mit dem Start der Netze Elbe-Spree und Lausitz änderten sich bei einigen Linien die Führungen bzw. wechselten die Betreiber zwischen DB Regio und ODEG. Auch wenn der Übergang in der Nacht problemlos vonstatten ging, gab es sowohl bei DB Regio Nordost als auch bei der ODEG in den ersten Monaten teils massive Probleme mit Fahrtausfällen. Neben externen Störungen, wie Langsamfahrstellen, Schwellentausche und Vandalismus, führten vor allem Krankheitswellen im Winter und in den Sommerferien - und damit zu geringer Personalverfügbarkeit - und vielfache Kinderkrankheiten bei den Neufahrzeugen hierzu.
Die neuen DesiroHC, von denen es 29 Fahrzeuge für die Linie RE1 gibt, liefen anfangs alles andere als stabil. So gab es vor allem Probleme mit Türstörungen, dem EBuLa und den FIS-Systemen. Zeitweise gab es Tage, an denen nicht ein einziges Fahrzeug ohne eine Türstörung unterwegs war. Durch die Presse ging auch die so genannte "Handyfalle", bei der beim Zuklappen der an den Wänden zum WC befindlichen Klappsitze auf dem Sitz liegende Mobilfunkgeräte durch einen Schlitz in die Sitzbefestigung fielen, aus denen sie nicht mehr ohne Weiteres herausgeholt werden konnten. Insgesamt 26 Handys traf dieses Schicksal. Weitere wurden durch die Anbringung von Blechen verhindert. Apropos WC, auch diese hatten diverse Störungen und waren entsprechend nicht nutzbar. Eine Problem, auch weiterhin, ist die dabei die Entleerungskapazität. Neben der Verfügbarkeit einer entsprechenden Anlage, die es in Magdeburg, Brandenburg, Frankfurt/Oder, Eisenhüttenstadt und Cottbus gibt, benötigt der Vorgang auch einige Zeit. Beides ist nicht selten zu wenig gegeben.
Die Probleme der DesiroHC wurden aber noch von den 8 Lint54-Fahrzeugen für die Diesellinien RB33, RB37 und RB51 übertroffen, die anfangs nicht einmal vollständig zur Verfügung standen. Und als dies im Mai 2023 endlich so weit war, mussten sie schon zwei Monate später im Juli wieder abgestellt werden, um die bis dahin aufgetreteten erheblichen Mängel, u. a. bei der Klimaanlagensteuerung, vollumfänglich beheben zu können.
Aber auch die DB Regio blieb von Fahrzeugproblemen nicht verschont. Die für das Netz Lausitz neu beschafften Mireos wurden verspätet geliefert und konnten so nicht mehr ausreichend getestet werden. So traten in der kalten Jahreszeit Probleme mit der Kupplung auf, was vor allem die Linien RE10 und RE11 betraf, die planmäßig in Falkenberg/Elster gekuppelt bzw. getrennt werden. Die Endlagenschalter in der Kupplung konnten einfrieren und wenn dies der Fall war, haben sich die Fahrzeuge abgeschaltet und mussten abgeschleppt werden. Durch eine neue Abdeckung, die auch bei den Schweizer Bahnen Anwendung findet, konnte das Problem gelöst werden.
Die DB Regio nutzt für das Netz Elbe-Spree aber nicht nur Neufahrzeuge sondern auch modernisierte Bestandsfahrzeuge. Die Triebfahrzeuge der Baureihe 442 (Talent 2) sind zuverlässig im Einsatz. Die Modernisierung der 145 Doppelstockwagen (29 5-Wagen-Einheiten) konnte hingegen nicht vollständig abgeschlossen werden, 25 Wagen fehlen noch immer. Dies liegt vor allem an der verzögerten Lieferung von neuen Drehgestellen, die für die vorgesehene Erhöhung der zulässigen Geschwindigkeit von 140 auf 160 km/h für die Wagen notwendig sind. Zum Jahreswechsel sollen aber alle Wagen zur Verfügung stehen, so dass dann z. B. auch die Linie FEX vollständig mit umgebauten Wagen verkehren kann.
Angebotsausweitungen im laufenden Fahrplan 2023
Unter anderem der Start des Deutschland-Tickets für 49 Euro aber auch der weiterhin starke Sommer-Ausflugsverkehr Richtung Ostsee haben schon zu einigen Angebotsausweitungen im laufenden Fahrplan geführt.
Seit April fährt die RB51 (Brandenburg an der Havel – Rathenow) nun auch am Wochenende vormittags wieder im Stundentakt und auf der RB62 (Angermünde – Prenzlau) konnte ein neues Fahrtenpaar Mo-Fr um 11 Uhr von/nach Prenzlau im Zusammenhang mit einer Ausweitung des Fernverkehrs am Nachmittag eingerichtet werden. Auf dem RE3 (Berlin – Angermünde – Stralsund) fährt seit Mai an den Sommerwochenenden ein zusätzlicher Ausflugszug nach Stralsund. Darüber hinaus wurde der bisherige Ausflugszug nach Prenzlau bis nach Stralsund verlängert und es verkehren weitere Entlastungszüge zwischen Stralsund und Angermünde. Seit Juni verkehrt die RB92 (Zielona Gora – Guben) mit zwei Zugpaaren von über Guben hinaus nach Cottbus Hbf. Auf dem RE7 (Dessau – Berlin – Senftenberg) verkehren seit Ende Juli die Züge Dessau – Senftenberg auch an den Wochenenden mit 8-Wagenzüge (5-Wagenzug mit 3-Wagenzug gekuppelt). Anfang August wurden auf dem RE5 (Berlin – Neustrelitz – Rostock) der Ausflugszug nach Neustrelitz bis nach Rostock verlängert und Entlastungszüge Neustrelitz – Rostock eingerichtet. Auf dem RE66 (Berlin – Angermünde) wurden die Kapazitäten an den Wochenenden erhöht. Statt kleiner Dieseltriebwagen verkehren nun Doppelstockzüge.
Ein "Gewinner" des Deutschland-Tickets ist die RB34 (Rathenow – Stendal), eine im 2-Stunden-Takt verkehrende Linie mit bisher eher überschaubarer Nutzung, die durch ihre Lage auf der Achse Berlin – Hannover – Ruhrgebiet nun verstärkt genutzt wird. Hier wurden durch Kupplung zweier Wagen die Kapazitäten ausgeweitet. Zeitweise sind sogar parallele Busse zur Entlastung im Einsatz.
Fahrplan 2024
Auch der Fahrplan 2024 bleibt nicht von zahlreichen Baumaßnahmen verschont. Die Maßnahmen an den Bahnhöfen Blankenfelde und Zossen laufen ganzjährig weiter und der künftige Bahnhof Berlin-Köpenick wird ab Mai zu Einschränkungen auf dem RE1 führen. Des weiteren wird an folgenden Strecken gebaut: Cottbus – Guben (März bis April), Müncheberg – Küstrin (Mai bis August), Berliner Stadtbahn (Juli bis September), Wriezen – Frankfurt (Juni bis Oktober), Borkheide – Wiesenburg (abschnittsweise September bis November) und Cottbus – Sedlitz Ost (September bis November). Am Berliner Hauptbahnhof unten werden ab November neue Weichen eingebaut.
Bei den Linien sind folgende Anpassungen vorgesehen: Der RE4 kann aufgrund eines angepassten Fernverkehrsfahrplans öfter in Nennhausen halten. Die Linie RB22 bedient die wieder eingerichtete Station Potsdam-Pirschheide (oben) und die Linie RB26 fährt nach Abschluss des Neubaus der Oderbrücke wieder stündlich von/nach Kostrzyn und mit Einzelfahrten bis Gorzów Wielkopolski. Für die RB33 sind Angebotsausweitungen am Wochenende in Prüfung. Hier gibt es derzeit noch einen 2-Stunden-Takt. Die Linie RB37 erhält eine neue Lage zur Herstellung einer besseren Zugverteilung zusammen mit dem RE7. Dadurch entfällt allerdings der Anschluss Caputh - Michendorf. Auf der RB49 werden zusätzliche Früh- und Spätverbindungen an den Wochenenden eingerichtet: Sa+So 5 Uhr ab Falkenberg (Elster) nach Cottbus und Fr+Sa 23 Uhr ab Ruhland nach Falkenberg (Elster). Auf der Linie RB93 (Żagań – Forst) werden fünf Fahrten bis nach Cottbus, in der Zeitlage der RB46, durchgebunden, womit der Umstieg in Forst entfällt.
Ausblick Fahrplan 2025
Zum Fahrplan 2025 erfolgt die Betriebsaufnahmen in den Netzen Heidekrautbahn und Ostbrandenburg, die beide weiterhin von der NEB betrieben werden. Es werden dabei 7 neue Mireo plus H für die Heidekrautbahn und 31 neue Mireo plus B für Ostbrandenburg zum Einsatz kommen. H steht dabei für Wasserstoff und B für Batterie. Der VBB setzt damit konsequent seine Dekarbonisierungsstrategie fort, bei der bis zum Jahr 2037 der Einsatz von Dieselfahrzeugen komplett durch elektrische Traktionen bzw. Traktionen mit alternativen Antrieben ersetzt werden soll. Vorgesehen sind folgende Angebotsausweitungen: Mo-Fr 2 Züge/h zwischen Berlin und Werneuchen sowie Berlin und Müncheberg und ein Stundentakt auch auf der Strecke Wriezen – Frankfurt(Oder). Auch ist eine neue Linie RB28 im Stundentakt zwischen Berlin Wilhelmsruh und Basdorf vorgesehen. Fraglich ist allerdings, ob die dafür nötige Reaktivierung der Stammstrecke der Heidekrautbahn bis dahin umgesetzt ist. Weitere nötige Infrastrukturausbauten sind die Wiederherstellung eines Kreuzungsbahnhofs Blumberg, eine zusätzliche Bahnsteigkante in Müncheberg und ein neues elektronische Stellwerk (ESTW) in Seelow, wo ebenfalls ein neuer Kreuzungsbahnhof entstehen muss.
Sonstiges
- Bei Neuverträgen schreibt der VBB eine Fahrzeugreserve von 15 Prozent vor. Eine Personalreserve wird nicht vorgeschrieben, da die Verkehrsunternehmen eine solche schon aus eigenem Interesse vorhalten sollten.
- Von den 15 sechsteiligen DesiroHC, die die ODEG besitzt, sollen sieben zu 14 vierteiligen DesiroHC umgebaut werden, um auch auf der täglich verkehrenden Zuggruppe Brandenburg - Frankfurt/Oder 210 Meter lange Züge einsetzen zu können. Dabei werden die Züge in der Mitte getrennt und um neue Steuerwagen erweitert. Das ist auch der Grund, warum in diesen Fahrzeugen zwei Erste-Klasse-Bereiche existieren. Neben dem Fahrzeugumbau ist auch die Verlängerung diverser Bahnsteige entlang der Strecke notwendig, um eine solchen Einsatz zu ermöglichen.
- Die künftige Linie RE9 (Berlin – Stettin), die zum Fahrplan 2027 in Betrieb gehen soll und von DB Regio Nordost betrieben werden wird, soll überwiegend in Doppeltraktion gefahren werden. Auf dieser Linie (und der RB66) sollen neun Neubaufahrzeuge des vierteiligen Typs Flirt XL von Stadler zum Einsatz kommen.
- Ebenfalls zum Fahrplan 2027 geht das neue Netz Nord-Süd mit DB Regio Nordost an den Start. Der Umbau der Doppelstockwagen hierfür wird bereits vorbereitet.
- Die mobilen Snackangebote der ODEG auf den Linien RE1 (in der Woche) und RE8 (am Wochenende) werden immer besser angenommen und sollen daher fortgeführt werden.
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