- am 25.09.2022
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Fahrgastsprechtag Regionalverkehr 2022
Am 19. September 2022 fand in den Räumen der Deutschen Bahn am Berliner Hauptbahnhof der Fahrgastsprechtag Regionalverkehr im Rahmen der Schienenverkehrs-Wochen statt, der vom Deutschen Bahnkunden-Verband (DBV) Nordost veranstaltet wurde. Bernd Arm, Abteilungsleiter Angebot und Infrastruktur beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB), Carsten Moll, Vorsitzender von DB Regio Nordost, und Lars Gehrke, Geschäftsführer der ODEG, gaben ein Überblick über das kommende Fahrplanjahr und stellten sich den Fragen des anwesenden Publikums.
Betriebsaufnahme Netz Elbe-Spree und Netz Lausitz
Der Schwerpunkt der Vorträge lag in der Betriebsaufnahme der Netze Elbe-Spree und Lausitz, die zum großen Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2022 erfolgen. Die Betriebsaufnahmen führen zu neuen Linien, neuen Linienführungen, Taktverdichtungen, Kapazitätserhöhungen und höheren Komfort für die Fahrgäste im Berlin-Brandenburger Regionalverkehr. Zwischen Beelitz Stadt und Ferch-Lienewitz wurde die Brücke über die Wetzlarer Bahn wieder aufgebaut und in Betrieb genommen, so dass künftig die Züge von Jüterbog kommend wieder direkt zum Potsdamer Hauptbahnhof fahren können.
Das Netz Elbe-Spree ist in 4 Losen unterteilt und geht mit der Betriebsstufe 1 im Dezember an den Start. Los 1 mit dem RE1 wird von der ODEG betrieben. Hier gibt es eine Verdichtung auf einen 20-Minuten-Takt in der HVZ zwischen Brandenburg an der Havel und Frankfurt/Oder und der Einsatz von neuen Fahrzeugen des Typs Desiro HC von Siemens. Diese wird es in zwei Ausprägungen geben. Die sechsteiligen Desiro-HC-Fahrzeuge mit 637 Sitzplätzen werden auf den beiden bisherigen Zuggruppen der Linie RE1 und die vierteiligen Desiro-HC-Fahrzeuge mit 400 Sitzplätzen auf Einzelzüge in der Spätverkehrszeit und von/nach Cottbus sowie als zwei Einheiten zusammengekuppelte 8-Wagen-Züge auf den neuen HVZ-Verstärkern verkehren. Los 2 wird von der DB Regio betrieben und beinhaltet zum einen die Linien RE2, RB10 und RB14 und zum anderen die den Flughafen BER bedienenden Linien FEX, RB24 und RB32. Auf allen Linien kommen lokbespannte modernisierte 5-Doppelstockwagen-Züge mit 550 bzw. 485 (bei den Flughafenlinien) Sitzplätzen zum Einsatz. Die geringere Anzahl bei den Flughafenlinien ist durch die größeren Gepäckabstellmöglichkeiten bedingt. Los 3 wird ebenso von DB Regio betrieben und beinhaltet die Linien RE7, RB20, RB21, RB22 und RB23. Hier bleibt es beim Einsatz von dann modernisierten drei- bzw. fünfteiligen Talent-2-Fahrzeugen. Diese besitzen 150 bzw. 270 Sitzplätze und werden teilweise gekuppelt gefahren und bieten dann 420 Sitzplätze. Los 4 wird wiederum von der ODEG betrieben und beinhaltet die Linien RE8, RB33, RB37 und RB51. Auf der neuen Linie RE8 werden modernisierte KISS-Fahrzeuge mit 400 Sitzplätzen zum Einsatz kommen. Für die Diesel-Linien RB33, RB37 und RB51 sind zweiteilige Lint-54-Neufahrzeuge von Alstom vorgesehen, die aber nicht rechtzeitig zum Fahrplanwechsel eine Zulassung erhalten werden. Auf den Linien RB33 und RB37 werden daher vorerst die bekannten GTW-2/6-Fahrzeuge weiter verkehren. Für die Linie RB51 werden noch Ersatzzüge gesucht. Die Linie RB37 wird in Berlin-Wannsee teilweise am Autozugbahnsteig enden.
In der Betriebsstufe 1 wird es geteilte Linien geben. Dies betrifft die Linien RE8, RB24 und RB32. Es wird dabei keine verschiedenen Nummern zur Unterscheidung geben, da nicht alle Systeme in der Lage sind, fünfstellige Nummern, wie z. B. RB24A, darzustellen. Dies betrifft vor allem die Fahrzielanzeiger. Die südlichen Teile der Linien RB24 und RB32 werden mit der Linie FEX in Flughafen BER durchgebunden. Es wird angestrebt, dass überall auf die Durchbindung hingewiesen wird. Das betrifft auch die Zielanzeige an den Fahrzeugen selbst.
Die Betriebsstufe 2 des Netzes Elbe-Spree wird mit der Inbetriebnahme der Dresdner Bahn in Berlin starten, was voraussichtlich Dezember 2025 der Fall sein wird. Dann gibt es weitere Linienanpassungen und noch mehr Züge.
Das neue Netz Elbe-Spree führt auch zu Anpassungen am Netz Nord-Süd, das künftig die Linien RE3, RE4 und RE5 umfassen und von DB Regio betrieben wird. Hier werden auf allen Linien lokbespannte Züge bzw. Triebzüge mit 5 Doppelstockwagen verkehren. Ausnahme bilden die neuen HVZ-Verstärkerleistungen auf der Linie RE4 zwischen Jüterbog und Falkenberg. Hier kommen Neufahrzeuge vom Typ Mireo des Netzes Lausitz zum Einsatz. Daneben gibt es Verbesserungen im Fahrplan. In dieser Woche wurde bekannt gegeben, dass auch ab Dezember 2026 DB Regio das Netz Nord-Süd weiter betreiben wird.
Auch auf das Netz Nordwestbrandenburg wirkt sich Elbe-Spree aus. So wird die Linie RE6 neu nach Charlottenburg und nicht mehr nach Gesundbrunnen geführt.
Das neue Netz Lausitz umfasst die Linien RE10, RE11, RE13, RB43 und RB49. Dieses wird von DB Regio betrieben, die dreiteilige Neufahrzeuge vom Typ Mireo des Herstellers Siemens einsetzen wird. Diese besitzen 180 Sitzplätze. Zwischen Leipzig und Falkenberg fahren die Linien RE10 und RE11 gekuppelt und bieten damit 360 Sitzplätze an. Das Netz Lausitz ist vor allem geprägt durch die Durchbindung der Züge von Leipzig bzw. Falkenberg über Cottbus nach Frankfurt/Oder (Linien RE10 und RB43) und durch mehr Züge unter anderem zwischen Cottbus und Senftenberg bzw. Elsterwerda (neue Linie RE13).
Genaue Informationen zu den neuen Netzen Elbe-Spree und Lausitz und zum kommenden Fahrplanwechsel bieten die Seiten www.vbb.de/zugumzug, bahn.de/elbe-spree und www.odeg-nes.de.
Netz Elbe-Altmark und Zukunft Netz Prignitz und Schorfheidebahn
Zum Fahrplanwechsel enden auch die bisherigen Verträge für die Netze Prignitz und Elbe-Altmark. Das Netz Elbe-Altmark mit der Linie RB34 Rathenow - Stendal wird wie bisher von der Hanseatischen Eisenbahn (HANS) betrieben. Der neue Vertrag hat eine Laufzeit bis Dezember 2028. Anschließend sollen die Fahrten in die Linie RE4 des Netzes Nord-Süd integriert werden, sofern bis dahin die Stammstrecke entlang der Lehrter Bahn mit einer Oberleitung ausgebaut wurde.
Zum Zeitpunkt des Fahrgastsprechtags drohte dem Netz Prignitz (Linien RB73 und RB74, Neustadt/Dosse - Kyritz - Pritzwalk - Meyenburg) noch die Abbestellung. Lediglich zwischen Neustadt/Dosse und Kyritz sollte es weiterhin Eisenbahnverkehr geben. Auch der Probebetrieb auf der Linie RB63 zwischen Joachimsthal und Templin, der so genannten Schorfheidebahn, soll beendet und damit der Zugverkehr dort erneut eingestellt werden.
Inzwischen heißt es, das Angebot solle vorerst erhalten bleiben und mit einer Nutzen-Kosten-Untersuchung ausgelotet werden, ob und unter welchen Umständen die Linien RB 63 und RB73/74 eine Zukunft bekommen könnten. Beim Gutachten für die Prignitz-Strecken werden Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zusammen arbeiten, um die gesamte Strecke, die über Meyenburg hinaus nach Plau am See, Karow und Güstrow führt, zu betrachten. Die Strecke nach Templin wird aber aller Voraussicht nach nur so lange weiterbetrieben, bis ein aufwendiges neues Busverkehrskonzept umsetzungsreif ist, für das sich die Kreisverwaltung von Uckermark dem Vernehmen nach einsetzt. Das könnte wenige Monate nach dem Fahrplanwechsel schon der Fall sein.
Infrastrukturmaßnahmen
Im Jahresfahrplan 2023 stehen folgende Baumaßnahmen mit größeren Auswirkungen an.
Auf der Dresdner Bahn erfolgt vom 22. April bis 5. Juni 2023 eine Totalsperrung zwischen Glasower Damm (Eisenbahnkreuz zwischen Mahlow und Blankenfelde) und Wünsdorf-Waldstadt, anschließend wird die Sperrung auf den Abschnitt Glasower Damm - Dahlewitz verkürzt. In dieser Zeit entfallen die Linien RE8 und RB24 im betroffenen Abschnitt und der RE8 fährt im südlichen Abschnitt stündlich nach Elsterwerda als Ersatz für den IC. Durch die Umleitung von Fernzügen über Falkenberg und Jüterbog kommt es auch auf den Linien RE3 und RE4 zu Einschränkungen.
Auf der Stettiner Bahn gibt es ganzjährig eine eingleisige Betriebsführung zwischen Bernau und Berlin-Karow, die zum Entfall der Linie RB24 zwischen Bernau und Berlin-Lichtenberg führt.
Im Bahnhof Berlin Ostkreuz (unten) kommt es vom 29. Mai bis 13. Oktober 2023 zur Sperrung jeweils einer Bahnsteigkante, wodurch Haltentfalle in wechselnden Richtungen nötig sind. Der Bahnsteig, an dem unter anderen die Linie RE1 hält, bekommt endlich ein Bahnsteigdach.
Zahlreiche weitere Baumaßnahmen mit Einschränkungen im laufenden Fahrplan gibt es u.a. durch die verlängerte Maßnahmen Angermünde - Passow (RE/RB66) und Küstrin - Kostrzyn (RB26). Ersatzverkehre werden eingerichtet, soweit keine alternative Fahrtmöglichkeit besteht.
Erneuerte Bahnsteige wird es in Caputh Geltow, Caputh Schwielowsee (beide voraussichtlich im April 2023) und neue Bahnsteige in Jüterbog (vsl. im Laufe 2023, Reaktivierung Bahnsteig am Gleis 5) und Potsdam Pirschheide oben (vsl. Dezember 2023) geben. Des weiteren sind die Inbetriebnahme von neuen Kehr- und Abstellgleisen u. a. in Königs Wusterhausen vorgesehen. Entlang des östlichen RE1 und in Golm werden Bahnsteige verlängert.
Sonstiges
- Bei DB Regio werden die Fahrradabteile künftig ohne Klappsitze ausgestattet, um von vornherein Diskussionen zwischen dort einfach nur sitzenden und Fahrrad mitführenden Fahrgästen zu vermeiden.
- In den neuen Desiro-HC-Fahrzeugen der ODEG wird es eine Videoüberwachung geben, die aggressives Verhalten erkennen und automatisch dem Zugpersonal melden soll.
- Die noch auf einigen Linien verkehrenden Doppelstockwagen mit Hocheinstieg sollen im Laufe des nächsten Jahres nicht mehr eingesetzt werden.
- Die Stellflächen für Fahrräder und Rollstühlen werden vereinheitlicht. Fahrradstellflächen sollen sich immer am Zuganfang und -ende und Rollstuhlflächen in der Mitte des Zuges finden. Wie gewohnt, wird dies durch große Piktogramme an den Fahrzeugen angezeigt.
- Sowohl an den Fahrzeugen selbst als auch in den Informationssystemen soll es Auslastungsanzeigen geben.
- Für die Fahrgastzeitung punkt 3, die gemeinsam von DB Regio Nordost und S-Bahn Berlin herausgegeben wird, wurde angeregt, auch für den Regionalverkehr analog zur S-Bahn umfangreichere Informationen zu Baumaßnahmen zu liefern. Gelobt wurde, dass auch Maßnahmen, die nur die ODEG oder die NEB betreffen, in der Zeitung mitgeteilt werden. Für den diesjährigen umfangreichen Fahrplanwechsel ist in der punkt 3 ein Spezialeinleger vorgesehen, um auch über dieses Medium die Fahrgäste ausführlich zu informieren.
- Durch immer mehr Züge entlang der Anhalter Bahn und damit auftretenden Fahrplanzwängen - vor allem im Hinblick auf den Deutschlandtakt - besteht die Gefahr, dass der Halt in Berlin-Lichterfelde Ost nicht mehr bedient werden kann. Zum Fahrplan 2023 ist der Halt gesichert. Für die folgenden Jahre ist aber noch keine Aussage möglich. VBB, DB Regio, ODEG und das Land Berlin sind sich darin einig, dass der Halt nicht aufgegeben werden darf.
- Die Netzzustandsberichte des VBB werden weiterhin gepflegt und sollen auch wieder veröffentlicht werden.

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