- am 05.08.2019
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- in der Kategorie U-Bahn
CBTC als neues Leitsystem ermöglicht Bahnsteigtüren im U-Bahn-Bereich
Mit der neuen, an die bei der Eisenbahn angelente ETCS-Steuerungstechnik CBTC soll ab 2023 Abschnitt für Abschnitt die Münchner U-Bahn ertüchtigt werden werden und Taktfolgen von 2 Minuten sowie später auch fahrerlose U-Bahnen ermöglichen. Im Bahnhof Olympiazentrum sollen ab 2023 zudem testweise an einem der vier Gleise Bahnsteigtüren eingebaut werden. Die fest montierten Bahnsteigtüren werden kompatibel zu den Türabständen der neuen C-Züge sein, so dass die alten A- und B-Züge der U-Bahn am Testbahnhof nur die türlosen Gleiskanten benutzen können und im Falle eines Serieneinbau ersetzt sein müssen.
Das Kürzel CBTC steht für „Communication Based Train Control“. Diese digitale Leittechnik löst das bisherige Sicherungssystem (LZB) ab. Die so genannte Linienzugbeeinflussung basiert auf parallel zu den Gleisen verlegten Kabeln, die Fahraufträge, Höchstgeschwindigkeit und Bremsweg an die Fahrzeuge übermitteln. Dieses System entspricht heute nicht mehr dem Stand der Technik und wird herstellerseitig nicht mehr weiterentwickelt.
Die neue CBTC-Leittechnik bildet künftig die Basis für die erforderliche hohe Leistungsfähigkeit der Münchner U- Bahn. Es handelt sich dabei um eine digitale, IP-basierte Datenkommunikation zwischen Zug und Infrastruktur per Funk. Im Gleisbereich werden nur noch Balisen benötigt, die im Gleisraum installiert werden. Balisen stellen sicher, dass sich die Züge tatsächlich an der vom CBTC errechneten Position befinden. Weil das CBTC mit wenig fest installierter Streckentechnik auskommt, sinkt zum einen der Instandhaltungsaufwand im Netz. Zum anderen ermöglicht das neue System grundsätzlich dichtere Zugabstände als heute. Im Regelbetrieb wird künftig mit einem Intervall von 120 Sekunden geplant, der auf CBTC-Basis stabil und zuverlässig gefahren werden kann.
In Kombination mit Bahnsteigtüren ermöglicht das neue System langfristig auch einen vollautomatischen U-Bahnbetrieb. Ihr Einbau setzt voraus, dass die U-Bahnzüge sehr genau halten. Denn nur dann ist gewährleistet, dass sich die Bahnsteigtüren – ähnlich wie bei Aufzügen – synchron mit den Türen der haltenden Züge öffnen und schließen können. Das geplante CBTC-System ermöglicht ein exakteres Halten als andere Systeme und ist damit prinzipiell für den Einsatz von Bahnsteigtüren geeignet, wenn Züge mit einheitlichem Türabstand eingesetzt werden. Ebenso übernimmt das CBTC-System die sichere Kommunikation zwischen den Bahnsteigtüren und den Türen der Züge.
Der Realisierung vorausgehen müssen noch die erforderliche Planung und Detailabstimmung mit der Technischen Aufsichtsbehörde sowie das Planfeststellungsverfahren. Auf der Grundlage der im Pilotprojekt gewonnenen Erfahrungen soll zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden, ob und in welchem Umgang weitere Bahnhöfe mit Bahnsteigtüren ausgerüstet werden.
Die für die zentrale Innenstadt geplante U9 soll von Anfang mit der neuen CBTCTechnik betrieben und baulich auf die Ausstattung mit Bahnsteigtüren ausgelegt werden. Das CBTC-System soll ab 2023 auf einem ersten Streckenabschnitt eingeführt werden. Ein Vollausbau unter laufendem Betrieb wird bis Ende der 20er-Jahre angestrebt. SWM/MVG gehen für CBTC und Bahnsteigtüren von Investitionskosten in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrags aus.

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