- am 04.07.2017
- auf der Aktuellseite Berlin-Brandenburg
- in der Kategorie U-Bahn
Blumenbretter 3.0 - der neue IK ist da
Die Berliner U-Bahn-Flotte bekommt endlich wieder zuwachs. Am heutigen Dienstag wurde der erste von elf neue IK-Zügen am U-Bahnhof Biesdorf-Süd vorgestellt. Besonderheit: Die eigentlich für das Kleinprofil entwickelten Fahrzeuge sollen auf der Großprofillinie U5 eingesetzt werden. Hierfür kommt eine moderne Version der "Blumenbretter" aus früheren Zeiten zum Einsatz. Zunächst zur Eröffnung der heutigen U6 und nach dem zweiten Weltkrieg schon einmal auf der U5, kamen Kleinprofilzüge zu Einsatz, die mit angenagelten Holzbolen den Abstand zwischen Fahrzeug und Bahnsteig ausglichen.
In der neuen Variante sind die Türen mit 17,5 Zentimeter langen fest installierten Spaltüberbrückungen aus Aluminium ausgestattet. Doch im Gegensatz zu den eher wackeligen ausfahrbaren Spaltüberbrückungen, wie sie aus dem Regionalverkehr bekannt sind, ist die Variante am IK absolut trittfest und stabil. An den Türen sind abweisende "keilförmige Verdrängungskörper" angebracht, die sicherstellen, dass die Spaltüberbrückung frei ist (und bleibt). Eine Gummiwulst in der Mitte fungiert hier wie bei der eigentlichen Tür als Einklemmschutz. Erfreulicherweise öffnen und schließen die neuen Türen deutlich schneller, als jene in den beiden Prototypen. Zwischen den Türen schließen angeschrägte Bleche den Spalt und verhindern so, dass jemand zwischen Zug und Bahnsteigkante ins "Loch" fallen könnte.
Barrierefreiheit kann der Zug auch im Großprofil bieten. Hierfür wurde er um 7 Zentimeter "höhergelegt", wobei die ursprüngliche Idee, den Höhenunterschied komplett per Luftfeder auszugleichen, nicht zur Anwendung kam. Stattdessen kommt die altbewährte Unterlegscheibe zwischen Drehgestell und Wagenkasten zum Einsatz - auch hier natürlich in moderner Form passend hergestellt und 6 Zentimeter dick. Nur der letzte siebente Zentimeter wird durch die Luftfeder ausgeglichen. Fest installierte Kupplungsadapter sorgen für die korrekte Kupplungshöhe, wodurch sich im Störungsfall auch weiterhin alle eingesetzten Zugtypen gegenseitig abschleppen können.
Das Sitzplatzabgebot hat sich nicht geändert, wobei vier Sitze pro Vierwagenzug für Kleinwüchsige "tiefergelegt" wurden und nur eine Höhe von 40 Zentimetern aufweisen. Je zwei dieser, mit einem speziellen Piktogram versehenen, Sitze befinden sich auf einer Wagenseite zwischen Tür und Wagenübergang. Die gegenüberliegenden Sitze weisen die "normale" Höhe auf.
Neben den Türen wurden auch die Monitore im Innenraum verändert. Sie passen sich nun durch eine helle Einfassung optisch gut ein, was den Raumeindruck gegenüber den Prototypen deutlich verbessert. Spannend wird die Frage, wie sich die schmaleren Wagen ab Oktober im Betriebseinsatz schlagen werden. Der geringeren Breite können sie eine größere Länge und sechs zusätzliche Türen gegenüber den vorhandenen Großprofilzügen entgegensetzen. Stammtür-Nutzer müssen sich dann also ersteinmal umgewöhnen.
Wie wichtig dieses Ereignis für BVG und Land Berlin ist, zeigte sich bei der hochkarätigen Rednerliste. Die Senatoren Günther (Verkehr und Umwelt) und Kollatz-Ahnen (Finanzen) erschienen persönlich. Pop (Wirtschaft, Energie und Betriebe) wurde durch ihren Staatssekretär Bunde vertreten. Alle drei betonten die Wichtigkeit der Erneuerung und Erweiterung des BVG-Fahrzeugparks unter dem Aspekt der wachsenden Stadt und bekannten sich zur Fahrzeugfinanzierung - hier durch SIWA-Mittel (Sondervermögen Infrastruktur der wachsenden Stadt). Die BVG-Vorstandsvorsitzende Nikutta freute sich über die hohe Verfügbarkeit der beiden Prototypen im Kleinprofilnetz, die inzwischen über 300.000 km Laufleistung aufweisen.
Es bleibt zu wünschen, dass die 11 IK-Einheiten (5 Züge, 1 Reserve) den Fahrzeugpark so wirksam verstärken, dass die derzeitigen Ausfälle durch die überalterte Flotte ausgeglichen und zusätzlich auch auf der U5 der Takt in der Hauptverkehrszeit verdichtet werden kann. Einen Vorgeschmack wird es bereits von Ende Juli bis Ende August geben, wenn die S-Bahn zwischen Ostbahnhof und Lichtenberg umgebaut wird und die U5 zusätzlich die Last der drei S-Bahnlinien übernehmen muss. Mit zwei zusätzlichen, von der U7 versetzten Zügen, soll dann in der Hauptverkehrszeit alle 3/3/4-Minuten zwischen Alex und Friedrichsfelde gefahren werden. Zwischen Friedrichsfelde und Hönow bleibt die Anzahl der Zugfahrten dagegen konstant.
(Foto: Die beiden jüngsten Fahrzeuggenerationen im Großprofil nebeneinander. Links H-Zug 5038 aus der letzten Serie, rechts der fabrikneue IK-Grp 1027 - ©Tom Gerlich)
Alle Rechte an den hier veröffentlichten Texten und Bildern liegen ausschließlich bei BahnInfo
bzw. den jeweiligen Autoren. Eine weitere Veröffentlichung der Bilder und Texte (dazu zählt
auch die Verwendung auf anderen Internetseiten) ist ausschließlich mit vorheriger schriftlicher
Genehmigung der BahnInfo-Redaktion bzw. des jeweiligen Autoren gestattet.