- am 13.09.2014
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Fahrgastsprechtag U-Bahn 2014
Am 10.09.2014 hat der Berliner Fahrgastverband IGEB zum Fahrgastsprechtag U-Bahn im Rahmen der diesjährigen Schienenverkehrs-Wochen eingeladen. Christoph Boisseree, Abteilungsleiter Fahrzeuge U-Bahn, Winfried Otto, Betriebsleiter U-Bahn, sowie Detlef Brook und Michael Gruhn vom Baubetriebsmanagement der U-Bahn haben über aktuelle Themen berichtet und sich den Fragen des Publikums gestellt.
Kennzahlen
Die Berliner U-Bahn hat 510 Millionen Fahrgäste im Jahr 2013 befördert. Mit 1.242 Wagen verteilt auf 16 Baureihen/Typen wurden 20,7 Millionen Nutzzugkilometer und 119,6 Millionen Nutzwagenkilometer geleistet. Die Pünktlichkeit betrug 97,3 Prozent und die Zuverlässigkeit 99 Prozent. 2013 arbeiteten 1.894 Personen im U-Bahnbereich.
Fahrzeuge
Die Fahrzeugertüchtigung der Baureihe F76 läuft planmäßig. Der Prototyp-Doppeltriebwagen (DTw) 2622/2623 wurde am 17.07.2014 von der Technischen Aufsichtsbehörde (TAB) abgenommen und ist seit 19.07.2014 störungsfrei im Einsatz. Mitte September folgt mit dem DTw 2602/2603 das erste Serienfahrzeug und Mitte Oktober mit DTw 2586/2587 bereits das zweite.
Im April 2014 begann die Fertigung der Prototypen der neuen Kleinprofilbaureihe Ik und im August erfolgte der Abschluss der Endmontage. Die beiden Prototypen werden im Februar 2015 ausgeliefert und dann umfangreich - später auch im Fahrgasteinsatz - getestet. Für den November 2016 ist der Beginn der Fertigung von 24 Serienfahrzeugen geplant, die zwischen Dezember 2017 und November 2018 ausgeliefert werden sollen. Es besteht eine Option auf 10 weitere Fahrzeuge, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch gezogen wird. Wann dies geschehen wird, ist allerdings noch nicht entschieden.
Weitere Neufahrzeuge, dann auch wieder für das Großprofil, sollen im Rahmen des Projekts bedarfsgerechte und zukunftssichere Beschaffung von Schienenfahrzeugen erfolgen, welches ab 2018 für zunächst 15 Jahre laufen soll und auch die Straßenbahn betrifft. Dabei sollen jährlich 150 Millionen Euro in Neufahrzeuge investiert werden, von denen drei Viertel (ca. 112,5 Millionen €) der U-Bahn zugutekämen. Damit soll die Finanzierung durch den Aufgabenträger langfristig gesichert und ein verbessertes Kostenniveau bei der Beschaffung erreicht werden. Für dieses Projekt erfolgt eine Fahrzeugbedarfsermittlung und eine Festlegung der Fahrzeugkonfiguration (2-, 4- oder 6-Wagen-Züge) sowie eine Bewertung der Auswirkungen auf den Betrieb und die Infrastruktur und das Herausstellen eines optimalen Werkstattkonzepts für die neuen Fahrzeuggenerationen. Zusätzliche neue Fahrzeuge sind auch mehr als notwendig, zumal der Altersdurchschnitt der Fahrzeuge momentan bei 26 Jahren liegt und ein weiteres Wachstum des U-Bahnverkehrs von 6 Prozent bis 2033 prognostiziert wird.
Für die Lieferung der neuen Kunstschalensitze wurde der Zuschlag erteilt. Die ersten Mustersitze werden noch dieses Jahr erwartet. Die Ausstattung der Fahrzeuge soll dann im ersten Quartal des nächsten Jahres mit der Baureihe F76E beginnen. Die Baureihe F74E und alle bis dahin ertüchtigten Fahrzeuge der Baureihe F76E behalten vorerst ihre Polstersitze.
Infrastruktur und Baumaßnahmen
Am 15.05.2014 erfolgte das Richtfest der neuen Betriebsleitstelle auf dem Gelände der U-Bahnbetriebswerkstatt Friedrichsfelde. Ende August 2015 soll der Umzug von der Potsdamer Straße in das neue Gebäude erfolgen. Erstmals sind dann Klein- und Großprofil in einer Raum vereint.
Die Baumaßnahmen auf der südlichen U8 zwischen Boddinstraße und Hermannstraße befinden sich im Abschluss. Bereits seit 25.08.2014 wird der Abschnitt wieder befahren, derzeit allerdings nur eingleisig und nur alle 10 Minuten. Ab Mitte Oktober 2014 steht das zweite Gleis zur Verfügung, womit das volle Betriebsprogramm aufgenommen werden kann. Ein neue Einschränkung auf der U8 ist jedoch bereits für Ende November angekündigt. Bis Mitte Dezember erfolgt zwischen Osloer Straße und Voltastraße eine Vollsperrung mit Schienenersatzverkehr (SEV).
Im Jahr 2014 wurden und werden die Dammabschnitte auf der U5 und U6 saniert und die Tunnel im Bereich Vinetastraße (U2), Bismarckstraße/Hardenbergstraße (U2), Rüdesheimer Platz (U3), Rathaus Schöneberg (U4), Bw Friedrichsfelde (U5), Mehringplatz (U6), Chausseestraße (U6) und Leinestraße (U8) von außen abgedichtet. Die Abdichtungen haben in der Regel auf den U-Bahnverkehr keine Auswirkung. Zur Grundinstandsetzung stehen folgende Bahnhöfe noch dieses Jahr an: Afrikanische Straße (U6), Bismarckstraße (U2/U7), Blaschkoallee (U7), Kaiserin-Augusta-Straße (U6), Kurt-Schumacher-Platz (U6) und Wutzkyallee (U7).
Ende 2013 waren 111 Bahnhöfe mit 137 Aufzügen und 9 Rampen versehen. Weitere Aufzüge erhielten und erhalten dieses Jahr Richard-Wagner-Platz (U7), Onkel Toms Hütte (U3), Leinestraße (U8) und Kurfürstendamm (U1).
Im Sommer 2015 wird die U9 zwischen Walter-Schreiber-Platz und Rathaus Steglitz umgebaut. Dabei wird die untere Ebene des Bahnhofs Schloßstraße geschlossen, womit auch die Züge Richtung Steglitz künftig am oberen Bahnsteig halten werden. Ob während der Baumaßnahmen ein eingleisiger Betrieb aufrecht erhalten werden kann oder es eine Vollsperrung mit SEV geben wird, ist noch nicht entschieden. Geplant ist auf jeden Fall die Buslinie 285 über die Schloßstraße bis zum Walter-Schreiber-Platz zu verlängern. Ebenfalls im Sommer 2015 wird die U5 erneut eingeschränkt. Zwischen Biesdorf-Süd und Wuhletal erfolgen die letzten Kabelkanalerneuerungen im Rahmen einer Vollsperrung mit SEV.
Fahrgastinformation
Versuchsweise finden sich auf einigen Bahnhöfen in den Verteilergeschossen Monitore, die dortige Umsteigemöglichkeiten zu allen Verkehrsmitteln in Echtzeit anzeigen. Sie sind aber teilweise gut versteckt und weisen eine verbesserungswürdige Informationsdarstellung auf.
In Schwachlastzeiten und aufgrund von Wagenmangel verkehren bei der Berliner U-Bahn regelmäßig Kurzzüge. Da diese im Hinblick auf Halteposition, Anzeige auf den dynamischen Fahrzielanzeigern (Daisy) und einer sicheren Abfertigung ein gewisses Konfliktpotential aufweisen, ist ein Projekt "Kurzzug" in Arbeit, um hier optimale Lösungen zu finden. Dabei gibt es auch die Idee, auf den Daisy-Anzeigern das Wort "Kurzzug" mehrsprachig anzuzeigen.
Bei Baumaßnahmen und Betriebsstörungen wäre mehr Aufwand bei der Fahrgastinformation wünschenswert, dies gilt sowohl für die akustische, optische als auch die personelle Information. Die technischen Systeme in den Fahrzeugen und auf den Bahnhöfen stoßen aber aufgrund ihres Alters dabei deutlich an ihre Grenzen. So können zwar bei Daisy die Fahrziele überschrieben werden, wovon auch regelmäßig Gebrauch gemacht wird, aber dies nur für alle Züge. So kommt es bei baustellenbedingten Teleskopierungen von Linien vor, dass in Daisy alle Züge mit dem normalem Linienende angegeben werden, aber einige Züge planmäßig schon vor dem Umsteigebahnhof zum SEV enden und somit keine Möglichkeit bieten, dieses Linienende ohne Zugwechsel zu erreichen.
Sonstiges
- Ab dem Fahrplanwechsel am 14.12.2014 werden die Linien U1, U2, U3 und U5 sonntags bis donnerstags bis zum Betriebsschluss im 10-Minuten-Takt verkehren. Der 15-Minuten-Takt für die letzte halbe Stunde entfällt. Ab Mitte April 2015 ist für die U6 in der Hauptverkehrszeit eine Verdichtung auf einen 4 1/3-Minuten-Takt vorgesehen. Dies würde 2 Züge pro Stunde mehr bedeuten. Für diese und auch die bereits erfolgten Mehrleistungen wurden zwar neue Fahrer eingestellt, aber die Fahrzeugdecke ist weiterhin kaum ausreichend hierfür.
- Die U1 soll wieder mit 8-Wagen-Zügen verkehren, wofür 11 DTw benötigt werden. Dies hängt aber maßgeblich von der Anzahl an verfügbaren Fahrzeugen ab und kann deshalb frühestens mit der Auslieferung der neuen Fahrzeuge der Baureihe Ik umgesetzt werden. Da die neuen Fahrzeuge aber auch ältere Fahrzeuge der Baureihe A3L71 ablösen sollen, ist dies nicht einmal sicher.
- Das Projekt "Mehr Personal auf Bahnhöfen" läuft weiter, fällt aber kaum auf. Noch immer sind 10 Bahnhöfe - die dem Bedarf entsprechend auch mal gewechselt werden - mit Servicepersonal besetzt, das allerdings aus dem eigenen Personalbestand besetzt werden muss. Das Land Berlin beteiligt sich nicht mit Zusatzmitteln an diesem Projekt, weshalb eine Erweiterung auch kaum möglich sein wird.
- Die Bahnhöfe der Berliner U-Bahn werden von den Fahrgästen als heller und sauberer empfunden als die der S-Bahn. Hierfür hat die U-Bahn in den letzten Jahren auch einiges geleistet. So wird auf ein verbessertes Lichtkonzept bei Grundinstandsetzungen von U-Bahnhöfen inzwischen grundsätzlich geachtet. Es wäre wünschenswert, wenn solche Standards verbundweit gelten würden.
- Das Bike-und-Ride-Programm sorgt für weitere Fahrradabstellmöglichkeiten an U-Bahnhöfen. Der aktuelle Planbereich liegt in Charlottenburg, Wilmersdorf und Schöneberg. Der nächste Bereich ist mit Tempelhof und Neukölln bereits beplant. Auch eine Realisierung für Mitte ist vorgesehen. Bis zum August 2014 gab es 2.755 Fahrradstellplätze an U-Bahnhöfen sowie Straßenbahn- und Bushaltestellen. Dabei wurde auch 41 Überdachungen realisiert.
- Der Tunnelanteil der Berliner U-Bahn beträgt 81 Prozent. 19 Prozent der Strecken befinden sich an der Oberfläche.
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