- am 06.09.2014
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Fahrgastsprechtag Straßenbahn 2014
Am 03.09.2014 eröffnete der Verkehrsbereich Straßenbahn der BVG die Fahrgastsprechtage im Rahmen der diesjährigen Schienenverkehrs-Wochen. Der Einladung des Berliner Fahrgastverbandes IGEB gefolgt sind Jürgen Sember, Betriebsleiter BOStrab, und Torsten Mareck, Abteilungsleiter Fahrbetrieb.
Fahrzeuge
Nach 31 Jahren im Einsatz endete am 04.07.2014 in Berlin die Ära der KT4Dt-Züge, womit das spezifische Summen der Thyristoren verstummte. Die beiden letzten Wagen 7057 und 7058 drehten an diesem Tag als Doppeltraktion auf der Linie M4 ihre letzten Runden. Anschließend erfolgte die Ausmusterung. Auch das Ende der artverwandten Fahrzeuge vom Typ KT4D, die letzten noch hochflurigen Straßenbahnfahrzeuge in Berlin, ist abzusehen. Ab Mitte 2017 ist kein planmäßiger Einsatz dieser Fahrzeuge mehr vorgesehen. Allerdings wird es für 20 Fahrzeuge eine Gnadenfrist geben. Sie bekommen 2015 eine weitere Inspektion, um bis 2019 als stille Reserve im Einsatz bleiben zu können.
Der Umbau der Steuerung in den Niederflurfahrzeugen vom Typ GT6N schreitet voran. Von den 105 vorhandenen Fahrzeugen haben inzwischen 35 die neue Cegelec-Steuerung erhalten. Beim Umbau wurde auch ein neuer Bordrechner eingebaut, der allerdings aktuell nicht in der Lage ist, Doppeltraktionen im Fahrgastbetrieb zu ermöglichen. Dieses Manko soll im Frühjahr 2015 beseitigt werden. Die nun bald 20 Jahre im Einsatz befindlichen Fahrzeuge sollen noch mindestens 12 Jahre ihren Dienst leisten.
Die Auslieferung der neuen Flexity-Fahrzeuge verläuft kontinuierlich. Da aufgrund der Lärmproblematik in Lichtenberg die Züge nur noch nach Marzahn geliefert werden und dort Straßenbaumaßnahmen stattfanden und -finden, kommt es jedoch gelegentlich zu kleinen Verzögerungen bei der Ankunft der Fahrzeuge. Dies wirkt sich aber nicht auf den Gesamtauslieferungsplan aus. Von den 142 bestellten Fahrzeugen sind inzwischen 77 vorhanden und damit etwas mehr als die Hälfte. Insgesamt wird es 54 kurze Zweirichtungsfahrzeuge (Typ F6Z), 40 lange Einrichtungsfahrzeuge (Typ F8E) und 48 lange Zweirichtungsfahrzeuge (Typ F8Z) geben. Der kurze Einrichtungswagen 3001 (Typ F6E) wurde im Jahr 2013 zu einem langen Einrichtungsfahrzeug (F8E) umgebaut, nachdem von einer Bestellung weiterer kurzer Einrichtungsfahrzeuge abgesehen wurde. Er erhielt die Nummer 8026. Bis Ende 2016 werden noch 31 F8Z und 14 F8E geliefert, im Anschluss daran folgen die restlichen 20 F6Z.
Nach dem Abschluss der Flexityauslieferung soll es im Gegensatz zu früher kontinuierlich weiter mit der Lieferung von neuen Fahrzeugen gehen. Dies sieht die neue Beschaffungsstrategie der BVG vor, die momentan beim zuständigen Entscheidungsträger, dem Berliner Senat, vorliegt und auch für die U-Bahn gelten soll. Von 2018 an sollen bis 2033 jährlich 150 Millionen Euro in Neufahrzeuge investiert werden, ein Viertel (ca. 37,5 Mio €) ist dabei für die Straßenbahn vorgesehen. Damit können der Investitionsbedarf harmonisiert und die Betriebs- und Instandhaltungskosten optimiert werden. Da bis zu 7 Jahre vergehen, bis eine neue Fahrzeugserie geliefert werden kann, wird derzeit an einem Lastenheft für einen Flexity-Nachfolger gearbeitet, welches auch bis zu 55 Meter lange Fahrzeuge vorsieht. Nachdem die Flexity-Fahrzeuge nicht für Doppeltraktionen vorgesehen sind und der Einsatz der GT6-Doppeltraktionen zwar vorkommt, aber eher nicht gewollt ist, wäre dies aus Fahrgastsicht ein großer Schritt in die richtige Richtung. Seit Jahren nehmen die Fahrgastzahlen - vor allem auf den Innenstadtlinien - zu, wohingegen die angebotene Fahrzeuggröße oft am Bedarf vorbei geht. Mit den längeren Fahrzeugen ließe sich auch eine angedachte Taktausdehnung des 3/3/4-Minuten-Taktes auf einen 4-Minuten-Takt verschmerzen.
In einigen GT6- und in allen Flexity-Fahrzeugen sind Klimaanlagen im Fahrgastraum vorhanden, die sowohl für wärmere als auch kühlere Luft sorgen sollen. Unter anderem wegen des unterschiedlichen Füllungsgrades der Wagen wird die Luft im Wagen mal als zu warm, oft auch als zu kalt empfunden. Aufgrund der automatischen Steuerung der Klimaanlage kann der Fahrer allerdings keine Besserung herbeiführen, er kann diese lediglich ein- und ausschalten. Daher werden momentan Versuche mit CO2-Sensoren für eine bessere Belastungssteuerung durchgeführt.
Baumaßnahmen
Die Baumaßnahmen zur Erstellung der neuen Zwischenkehre am FEZ haben zwar begonnen, werden sich aber aufgrund von Verzögerungen bei der Weichenlieferung verlängern, so dass voraussichtlich erst ab 24.11. die Linie 67 im Tagesverkehr zwischen Schöneweide und FEZ auf einen 10-Minuten-Takt verdichtet werden kann. Die Verzögerung wird mit dem Schienenkartell begründet, das zu Neuvergaben von Aufträgen und Lieferengpässen geführt hat. Aus diesem Grund mussten auch weitere Maßnahmen verschoben werden.
Für den Umbau am Bahnhof Karlshorst werden die Planfeststellungsunterlagen Ende des Jahres 2014 fertig. Die Fertigstellung der Baumaßnahmen wird daher nicht vor 2017 stattfinden können. Gleiches gilt für den Umbau der Gleisanlagen an der Gehrenseestraße mit der dort vorgesehenen Begradigung der Strecke. Auch diese Planfeststellungsunterlagen werden noch dieses Jahr fertig gestellt.
In den nächsten Jahren sind Arbeiten in der Invalidenstraße am Nordbahnhof, in der Konrad-Wolf-Straße, der Oderbruchstraße, der Herzbergstraße Ost, der Bölschestraße und am Prerower Platz vorgesehen.
Damit wäre das Streckenmodernisierungsprogramm zum großen Teil fertig. Fehlen tun dann noch die 21 im Bereich Boxhagener Straße und Ehrlichstraße, die 27 in der Suermondtstraße, beide Äste der M1 in Pankow, die 61 in Friedrichshagen und Rahnsdorf und die 68 zwischen Grünau und Schmöckwitz. Teilabschnitte wurden hier bereits modernisiert.
Die gelegentlich bei längeren Baumaßnahmen erstellten provisorischen Haltestellen sollen künftig alle die Standardlänge von 62 Metern aufweisen, um flexibel in der Fahrzeugauswahl bleiben zu können. In letzter Zeit wurden verstärkt teilweise deutlich kürzere Bahnsteige erstellt. Dies betrifft vor allem die Haltstellen am S-Bahnhof Greifswalder Straße und S-Bahnhof Landsberger Allee. Auch der Bahnsteig der provisorischen Haltestelle der M8 am Nordbahnhof ist erheblich zu kurz und auch ungünstig gelegen. Dieser soll in Kürze aber auf die Standardlänge umgebaut werden.
Neubaustrecken und sonstige Ausbaupläne
Aktuell in Bau ist nur die Anbindung des Hauptbahnhofs, die noch dieses Jahr mit einer Teileröffnung in Betrieb gehen könnte, sofern die Baumaßnahmen im Haltestellenbereich vor dem Hauptbahnhof, wo es eine besondere Dachkonstruktion geben wird, rechtzeitig abgeschlossen werden können. Abgesehen davon sind der Gleisbau und die meisten Haltestellen fertig gestellt. Auch die Fahrleitungsmasten stehen; es fehlt nur noch die Oberleitung, deren Montage jedoch erst kurz vor der Inbetriebnahme erfolgen und die unmittelbar danach unter Spannung gesetzt wird, um Kabeldieben vorzubeugen. Als erste Linie wird die M5 den Hauptbahnhof erreichen, die vom Hackeschen Markt aus über Oranienburger Straße, Chausseestraße und Invalidenstraße dorthin verlängert wird. Sie wird im Tagesverkehr alle 10, abends alle 20 und nachts alle 30 Minuten zum Hauptbahnhof verkehren. Mit der vollständigen Eröffnung werden die Linien M8 und M10 folgen. Die M5 soll dann im Tagesverkehr den Hauptbahnhof nur noch alle 20 Minuten erreichen. Die nächtliche Anbindung übernimmt die Linie M10.
Im Erweiterungsplan bis 2025 sind fünf weitere Neubaustrecken vorgesehen. Bei der Ostkreuzanbindung ist die Planfeststellung in Vorbereitung, die noch in diesem Jahr abgeschlossen werden soll. Für die Verlängerung der Wista-Strecke nach Schöneweide (Wista II genannt) wurde die BVG vom Berliner Senat beauftragt, die Planfeststellung vorzubereiten. Diese Strecke dürfte am einfachsten zu realisieren sein, da die Trasse weitestgehend bereits vorbereitet ist und sie noch durch ein sich erst entwickelndes Gebiet ohne große Wohnbebauung führt. Das einzige Problem stellt aktuell die Anbindung an die bestehende Strecke im Sterndamm dar. Im Zusammenhang mit der geplanten Umbaumaßnahme am Bahnhof Schöneweide soll die Strecke hier von der Seite auf den Mittelstreifen wechseln. Allerdings ist die Errichtung des Zielzustands in Schöneweide noch immer nicht in Sicht. Dessen Umsetzung soll daher mit Wista II ebenfalls untersucht werden. Nachdem der Hauptbahnhof erreicht ist, soll es schnellstmöglich weiter bis zum U-Bahnhof Turmstraße gehen. Dafür wurde bereits eine Variantenuntersuchung durchgeführt, bei der die Strecke über Alt-Moabit leicht vorne lag. Die Umlegung der Endstelle am Bahnhof Mahlsdorf und ein teilweise zweigleisiger Ausbau entlang der Hönower Straße und des Hultschiner Damms ist ebenso weiterhin geplant wie die Neubaustrecke über die Leipziger Straße zum Kulturforum. Allerdings herrscht bei diesen Projekten eher Funkstille, vor allem bei letzterem.
Die Schillerstraße in Niederschönhausen (M1) soll zweigleisig ausgebaut werden. Dies ist eine erfreuliche Mitteilung, zumal vor nicht allzu langer Zeit dieser Streckenast noch ein Stilllegungskandidat war, der dazu noch mit einem großen Busparallelverkehr zu kämpfen hatte und hat. Darüber hinaus sind weiterhin neue (stumpfe) Zwischenendstellen und Gleiswechsel vorgesehen, um den Betrieb flexibler gestalten zu können. Generell soll das Netz eine Grundausrichtung hin zu einem Zweirichtungsnetz erfahren. Die dafür notwendigen Zweirichtungsfahrzeuge haben zwar weniger Sitzplätze als die Einrichtungsfahrzeuge, sind dafür aber deutlich flexibler einsetzbar und kosten gerade einmal 10 Prozent mehr als die Einrichtungsvariante. Darüber hinaus wäre das Netz deutlich einfacher mit stumpfen Endstellen zu erweitern, da für Wendeschleifen oft kein Platz vorhanden ist.
Fahrgastinformation
Die Beschilderungspolitik der Fahrzeuge bei Baumaßnahmen ist dem Fahrgastverband seit Jahren ein Ärgernis. Statt des tatsächlichen Ziels wird das meist nur mit SEV erreichbare planmäßige Linienziel angezeigt. Zusammen mit dem oft unzureichenden Haltestellenaushängen führt dies daher regelmäßig zu Verwirrungen bei den Fahrgästen. Die BVG hat daher während der Umbaumaßnahme am Nordbahnhof, bei der die Linie M8 zum Hackeschen Markt umgeleitet wurde, eine Fahrgastbefragung durchgeführt, deren Ergebnis allerdings nicht veröffentlicht wurde. Auf dem Fahrgastsprechtag wurde ein 50/50-Ergebnis genannt. Die BVG ist aktuell in einer abschließenden Prüfung. Es zeichnet sich dabei jedoch ab, dass sich grundsätzlich an der Beschilderung nichts ändern soll, es sei denn, das eigentliche Ziel kann auch mit einem SEV nicht erreicht werden. Für die Einrichtung eines SEV werden übrigens 7 Tage benötigt.
Bei den anstehenden Baumaßnahmen am Hackeschen Markt, bei dem keine Straßenbahn diesen erreichen kann, ist eine neue Art der Fahrgastinformation vorgesehen, die vieles besser als bisher machen soll. Wie genau die aussehen soll, ist noch nicht bekannt.
Das dynamische Auskunfts- und Informationssystem (Daisy) an den Haltestellen ist in letzter Zeit oft von Ausfällen betroffen, die erst umfassend mit einer neuen Software abgestellt werden können. Hierfür ist eine Vergabe in Vorbereitung.
Die Anzeigen in den Fahrzeugen auf den TFT-Monitoren sollen einen neues Layout erhalten, welches eine Arbeitsgruppe erstellt hat. Die Umsetzung ist allerdings noch nicht terminiert, prognostiziert wird Ende 2015. Da inzwischen ein VBB-weiter Datenaustausch vorhanden ist, könnten und sollen im neuen Layout auch Umsteigebeziehungen angezeigt werden.
Sonstiges
- Zum Fahrplanwechsel am 14.12. werden die Zeiten der dichteren Takte auf Linien M5 (im Abschnitt Landsberger Allee/Petersburger Straße - Zingster Straße) und M10 ausgedehnt. Auf der M5 wird der 5-Minuten-Takt der HVZ ähnlich lang dem der M2 und M4 sein. Auf der M10 werden die Zeiten des 5-Minuten-Taktes zum Nordbahnhof ebenso wie der abendliche 10-Minuten-Takt ausgedehnt. Bei der Linie 21 wird die Betriebszeit bis Mitternacht, und damit um eine Stunde, verlängert.
- Im Jahr 2013 sind 13.915 Zugkilometer unfallbedingt ausgefallen, dies entspricht 735 Betriebsstunden. Zu 90 Prozent war dabei die Straßenbahn nicht Verursacher der Unfälle. Darüber hinaus sind 9.700 Zugkilometer (565 Betriebsstunden) aufgrund von Demonstrationen ausgefallen. Betroffen hiervon ist vor allem die Innenstadt und da vor allem der Bereich um den Alexanderplatz.
- Im Jahr 2015 steht für die Berliner Straßenbahn ein großes Jubiläum an. Vor 150 Jahren wurde die erste Strecke eingeweiht, damals noch mit Pferde-Antrieb.
- Ab 2015 soll die M4 ausschließlich nur noch mit Flexity (Typen F8E und F8Z) bedient werden. Voraussichtlich 2016 folgt die M2 (Typ F8Z).
- Aktuell laufen Untersuchungen für einen neuen Betriebshof im Südosten, da der bisherige Betriebshof Köpenick für die Fahrzeuge vom Typ GT6, auf den alle Köpenicker Linien in naher Zukunft umgestellt werden, nur eingeschränkt genutzt werden kann. Auch wenn mit der Wista oft ein potentieller Standort genannt wird, ist noch kein Ort in Sicht. Auch ein Umbau von Köpenick wird als Option betrachtet.
- Im Zuge der Straßenumbaumaßnahmen in der Warschauer Straße sollen die rechtsseitigen Haltestellen am U-Bahnhof Frankfurter Tor entfallen. Die dort verkehrenden Linien M10 und 21 werden ausschließlich mit Zweirichtungsfahrzeugen bedient, so dass dies nicht problematisch ist. Sollte allerdings die M13 hierüber umgeleitet werden, kann diese so lange nicht halten, bis sie ebenfalls auf Zweirichtungsfahrzeuge umgestellt wurde, was im Zusammenhang mit der Umlegung der Endhaltestelle am Bahnhof Warschauer Straße auf die andere Brückenseite jedoch vorgesehen ist. Allerdings muss hierzu erst die Haltestelle neben dem U-Bahnhof umgebaut werden.
- Die Blockumfahrung am Kupfergraben soll zu einer stumpfen Wendestelle umgebaut oder im schlimmsten Fall ganz aufgegeben werden. Bei letzterem würde eine stumpfe Endstelle am Bahnhof Friedrichstraße entstehen, die beim 5-Minuten-Takt vermutlich schnell an ihre Grenzen stoßen und zu Problemen führen wird, zumal die Friedrichstraße - im Gegensatz zur Dircksenstraße am Alexanderplatz (M2), wo es auch eine alle 5 Minuten bediente doppelgleisige Endstelle gibt - eine viel befahrende Straße ist.
- Bei der Straßenbahn herrscht derzeit Personalmangel, der gelegentlich zu ausfallenden Kursen führt. Die Rekrutierung neuer Fahrer ist zwar - trotz der eher schlechten Bezahlung - kein Problem, allerdings sind viele für den Fahrdienst untauglich. Erschwerend kommt noch hinzu, dass seit diesem Jahr Arbeitnehmer schon mit 63 in Rente gehen können, wenn sie 45 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt haben.
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