- am 04.12.2008
- auf der Aktuellseite Anhalt und Sachsen
- in der Kategorie Verkehrsverbund Oberelbe
Dresdner Straßenbahnmuseum bekommt Zuwachs
Am kommenden Wochenende, also am 6. und 7. Dezember 2008, öffnet das Straßenbahnmuseum Dresden jeweils von 10 bis 17 Uhr wieder seine Pforten. Fans der alten Bahnen können neben bekannten Fahrzeugen wie dem „Großen Hecht“ oder der legendären „309“ in den Trachenberger Hallen erstmals wieder einen kompletten Großraumstraßenbahnzug aus den 1960er Jahren in Aktion sehen. Nach gelungener Rekonstruktion wird der Großraumbeiwagen am Sonnabend 10.45 Uhr feierlich in den aktiven Museumsbestand übernommen.
Sonderstraßenbahnlinie 16 im Einsatz
Die Öffnungstage des Straßenbahnmuseums in der Adventszeit sind mittlerweile eine schöne Tradition. Abseits von vorweihnachtlicher Hektik lauschen Kinder wieder Opas Erzählungen über die elektrischen Oldtimer oder bestaunen die fahrenden Modelle der großen Gartenbahnen. Währenddessen haben die Großen Gelegenheit, angebotene Souvenirs fachkundig zu taxieren oder inmitten der historischen Zeitzeugen einen Kaffee zu genießen. Abgerundet wird das Angebot mit Führungen durch Leitstelle und Museumswerkstatt sowie Rundfahrten mit den historischen Wagen. Gerüchten zufolge soll auch der Weihnachtsmann vorbeischauen. Das Museum auf der Trachenberger Straße erreicht man mit den Linien 3, 70 und 91. Zusätzlich ist eine Sonderstraßenbahnlinie 16 als roter Tatrazug auf der Strecke Straßenbahnmuseum - Bhf. Neustadt – Postplatz - Prager Straße - Pirnaischer Platz Straßburger Platz (Parkeisenbahn) – Fetscherplatz - Straßburger Platz - Pirnaischer Platz - Prager Straße - Bhf. Neustadt-Straßenbahnmuseum im Einsatz. Ab Postplatz gibt es von 9.30 bis 16.30 Uhr stündliche Abfahrten. Vom Straßenbahnmuseum geht es von 10.10 bis 16.10 Uhr ebenfalls stündlich los, die letzte Abfahrt findet 17.05 Uhr statt. Die Mitfahrt in den Sonderwagen kostet für Erwachsene 2 Euro, Kinder bezahlen 1,50 Euro. Noch günstiger ist die Familienkarte für 5 Euro. Die Fahrkarten gelten auch als Eintrittskarte für’s Museum. Mehr Informationen gibt es im Internet unter www.dvbag.de/untnehm/strassenbahn.htm .
Rückkehr nach 40 Jahren
Einmaliges Highlight ist die feierliche Übergabe des rekonstruierten Großraumbeiwagens Nummer 2015 am Sonnabend 10.45 Uhr, der den bereits im Einsatz befindlichen Großraumtriebwagen Nummer 1734 zu einer originalen Zugeinheit aufwertet.
Als in der DDR der 1950er Jahre Straßenbahnbetriebe nach Fahrzeugen größerer Kapazität verlangten, drängte die politische Führung die Waggonbauindustrie zur Herstellung vierachsiger Straßenbahnwagen. Schließlich entwickelte der VEB Waggonbau Gotha einen vierachsigen Großraumstraßenbahnzug. Nach ersten Lieferungen für Berlin kamen 1962 zunächst fünf Züge nach Dresden. Erwartungen, dass die neuen Fahrzeuge die in die Jahre gekommenen Hechtwagen auf der Linie 11 ablösen könnten, erfüllten sich nicht. Auf der großen Steigung zum Weißen Hirsch gab es häufig Probleme mit dem Schaltwerk. So wurden die Großraumzüge ab dem 1. Januar 1963 auf der Linie 7 eingesetzt. Bis 1964 wuchs der Dresdner Bestand auf 19 Trieb- und Beiwagen, so dass die Großraumwagen auch regelmäßig auf den Linien 17 und 57 zu sehen waren.
Die 14,87 m langen Straßenbahnen machen noch heute einen modernen Eindruck. In einem Großraumzug fanden 233 Fahrgäste Platz, vier Motore mit je 55 kW Leistung verliehen ihm eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h. Ähnlich wie bei den Hechtwagen bediente der Fahrer das halbautomatische Schaltwerk mit Hilfe von Drucktastern und Pedal. Der besondere Schaffnerplatz der ersten Beiwagen entfiel bei späteren Lieferungen, weil sich zwischenzeitlich der schaffnerlose Verkehr durchgesetzt hatte.
Im Zuge der RGW-Verträge wurde die Tschechoslowakei mit der osteuropäischen Straßenbahnproduktion betraut. Mit Anlieferung der Tatrawagen nach Dresden entschied das Verkehrsministerium der DDR, dass alle Großraumzüge nach Berlin abzugeben seien. So verschwanden diese formschönen und modernen Fahrzeuge in den Jahren 1968 bis 1970 allmählich aus dem Dresdner Stadtbild.
Die Mitglieder des Straßenbahnmuseums holten 1995 einen Großraumzug von Berlin nach Dresden zurück. Insgesamt 13 Jahre benötigten sie zur Aufarbeitung dieser zur Verschrottung abgestellten Fahrzeuge. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Mit dem jetzt übergebenen Beiwagen 2015 ist der historische Großraumzug wieder komplett.
PI DVB
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