- am 22.03.2008
- auf der Aktuellseite Berlin-Brandenburg
- in der Kategorie S-Bahn
Gutachten zur S-Bahn nach Falkensee veröffentlicht
Das brandenburgische Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung (MIR) hat nach langer Dauer nun endlich die Standardisierte Bewertung zur S-Bahnverlängerung von Berlin-Spandau nach Falkensee veröffentlicht, aus der bereits einige Zahlen in der Presse kursierten. Die Bewertung führte die Intraplan Consult GmbH aus München im Auftrag des MIR, der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin sowie des Landkreises Havelland, in dem Falkensee liegt, durch.
Das Vorhaben zur Verlängerung der S-Bahn ist Bestandteil der Maßnahmen der so genannten Grunderneuerung der S-Bahn Berlin, unter der die betriebsfähige Wiederherstellung des am 12. August 1961 - also einen Tag vor dem Mauerbau und der Teilung der Stadt Berlin - bestehenden Zustands des Netzes gemäß dem Stand der Technik verstanden wird. Vom 14. August 1951 bis zum 12. August 1961 fuhr die S-Bahn bereits bis Falkensee, wenn auch auf den Gleisen der Fernbahn und im Mischverkehr mit diesem. Aufgrund der starken Belegung der Hamburger Bahn heute und der technisch nur sehr aufwändig möglichen Trennung zwischen dem Wechselstrom der Fernbahn und dem Gleichstrom der S-Bahn, ist für eine erneute Verlängerung nach Falkensee ein eigenes Gleis zwingend erforderlich.
Für den Wiederaufbau der S-Bahn nach Falkensee gelten gesonderte Finanzierungsregelungen durch den Bund, wenn die Gesamtwirtschaftlichkeit der Maßnahme nachgewiesen werden kann. Hierzu wird mit der Standardisierten Bewertung der sogenannte Nutzen-Kosten-Indikator E1 ermittelt, in dem alle gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen einbezogen werden. Ein Wert größer als eins ist förderfähig, da hierbei der Nutzen den Kosten überwiegt.
Die eigentliche Bewertung wurde bereits zum Juli 2006 fertig gestellt und betrachtete folgende Fälle:
- Ohnefall: Keine S-Bahn nach Falkensee, RE2 und RE4 über Jungfernheide und Nord-Süd-Tunnel jeweils im Stundentakt, RB10 bis Spandau im Halbstundentakt - und damit kein Regionalverkehr zwischen Spandau und der Stadtbahn
- Ohnefallvariante: Wie Ohnefall, aber RB10 bis Charlottenburg
- Mitfall: S-Bahn nach Falkensee, RB10 bis Falkensee und im 20/40-Minuten-Takt
In allen Fällen endet der RE6 in Hennigsdorf. Der Nutzen-Kosten-Indikator für den Mitfall gegenüber dem Ohnefall liegt bei 1,61 (bzw. 1,52, je nach Kostenvariante) und für den Mitfall gegenüber der Ohnefallvariante bei 1,27. Damit liegen beide Werte deutlich über eins, womit die Verlängerung förderfähig wäre. Allerdings weisen die beiden nutzenrelevanten Teilindikatoren der Zielträgergruppe "Fahrgäste" (Reisezeitnutzen und Saldo der Betriebskosten des motorisierten Individualverkehrs) negative Vorzeichen auf, weshalb das Land Brandenburg die Standardisierte Bewertung um eine sogenannte "Mitfallvariante BB" ergänzen ließ, welche nun vorliegt. Diese Mitfallvariante ist gleich dem Mitfall, sieht aber in der Hauptverkehrszeit eine Verlängerung der RB10 bis Charlottenburg vor. Gegenüber der Ohnefallvariante konnte ein Nutzen-Kosten-Indikator von 1,31 ermittelt werden. Dieser liegt somit noch über dem des Mitfalls.
Das Dokument kann auf der Seite des MIR heruntergeladen werden.
Die S-Bahn nach Falkensee würde auf Berliner Gebiet zwei neue Bahnhöfe Nauener Straße und Hackbuschstraße erhalten sowie die bestehenden Regionalverkehrshalte Albrechtshof (vorgesehen mit neuer Lage) und Seegefeld übernehmen. Bis Hackbuschstraße ist ein 10-Minuten-, bis Falkensee ein 20-Minuten-Takt vorgesehen. Die Stadt Falkensee sowie die S-Bahn Berlin GmbH wünschen sich darüber hinaus gleich einen Weiterbau bis Finkenkrug inklusive neuem Zwischenhalt an der Parkstadt Falkensee, um einen noch größeren Nutzen zu erhalten und Falkensee besser zu erschließen. Dieser Weiterbau wäre jedoch gesondert zu finanzieren. Die Trasse für die S-Bahn (auch für den Weiterbau) ist vollständig vorgehalten.
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