- am 01.03.2007
- auf der Aktuellseite Berlin-Brandenburg
- in der Kategorie Allgemeine Meldungen aus der Region
Großes Lob für die S-Bahn - Aber, VBB bestätigt Mängel am Gleisnetz der DB

Insgesamt gute Noten seitens der Kunden für den Regionalverkehr und die S-Bahn. So lautet das Urteil des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg, mit der Einschränkung, dass der Trend momentan nach unten und nicht nach oben geht.
„Wir müssen aufpassen: Die Ampel springt von grün auf gelb“, sagte VBB-Geschäftsführer Hans-Werner Franz auf der heutigen Pressekonferenz zur Vorstellung der Zufriedenheits-Analyse zusammen mit den Vertretern der Deutschen Bahn und Connex.
Danach seien vor allem die Pünktlichkeit und Sauberkeit sowie die Fahrgastinformation im Regionalverkehr von den Kunden angemahnt worden.
So erfüllen laut der Statistik weit über die Hälfte der 59 ausgesuchten Bahnhöfe nicht die befragten Kriterien von Sauberkeit, Service oder Auskünften gegenüber den Reisenden.
Bei 39% der untersuchten Stationen bestehe nach Angaben von Franz unmittelbarer Handlungsbedarf, bei weiteren 37% müsse dringend nachgebessert werden. Davon am schlimmsten im Berliner Einzugsgebiet betroffen seien nach Angaben der Studie vor allem Angermünde, Berlin-Charlottenburg, Berlin-Wannsee, Berlin-Karlshorst, Hennigsdorf, Michendorf, Senftenberg und Falkenberg, wo es nicht einmal im Störungsfalle Ansagen gebe, die den Kunden ausreichend informieren.
Während die Bahnhöfe von den Fahrgästen auf einer Notenskala von 1 bis 6 im Jahre 2005 im Durchschnitt eine 2,19 erfuhren, habe man sich für 2006 mittlerweile mit der Zufriedenheit im Wert einer 2,27 deutlich nach unten entwickelt. Ein Warnsignal, dass der VBB-Geschäftsführer auch in Konditionierung mit unterschiedlichen Kompetenzen sieht. So schneide seiner Meinung zufolge die S-Bahn deutlich besser ab, vielleicht auch, weil die Verwaltung der Haltepunkte sowie Stationen ihr unterstehe und damit der Bezugspunkt deutlicher sei. Dies zeige sich vor allem in punkto Sauberkeit, einem weiteren Manko der Mängelliste, die nebst diesem Fakt ebenso die Pünktlichkeit in den Vordergrund und Fokus rückt.
Peter Buchner, Sprecher der DB Regio in Berlin und Brandenburg, sagte dazu, dass er sich über das nach wie vor gute Urteil der Kunden freue, gleichwohl aber die Bahn bemüht sein werde, eventuellen Kritiken durch ein Fünf-Punkte-Programm entgegen zu wirken. Demnach wird bereits ab dem 12. März ein zusätzlicher Zugumlauf auf der Linie RE 7 in Wünsdorf für eine so genannte „überschlagene Wende“ sorgen und den Betriebsablauf weitestgehend stabilisieren. Ebenso sollen weitere Maßnahmen, Buchner zufolge, im Bereich der RB 20 zwischen Hennigsdorf und Berlin die Zuverlässigkeit der Züge um ein Vielfaches erhöhen, so dass in Kombination einer sukzessiv avisierten Anschlusssicherung schon zum Ende des Jahres mit einer Umsetzung der ersten beiden Eckpunkte gerechnet werden kann.
Vor allem aber werde die Situation mit Hilfe des durch Brandenburg finanzierten rechnergesteuerten Systems „mobil.info plus“ nachhaltig verbessert, der Bahnsprecher ausführend. Die im Land rund 200 fahrenden Doppelstockwagen werden auf ihren Flachbildschirmen perspektivisch nicht nur Zug- wie Busanschlüsse der folgenden Stationen präsentieren, sondern ebenso durch Echtzeitdaten über eventuelle Verspätungen informieren, um den Reisenden bestmögliche Auskunft zu garantieren. Ein so genannter „Reisendeninformationsindex“ (RIX) solle künftig schließlich das Zugpersonal dazu anhalten, außerplanmäßige Halte von über drei Minuten auf freier Strecke zu erläutern, um Missverständlichkeiten zu vermeiden, wie der DB Regio - Sprecher erklärte.
Mehr Transparenz will die Bahn jedoch nicht nur im Zug zeigen und ad hoc ihr Budget zur Säuberung der Fahrzeuge um 200.000 EUR aufstocken, um mit einer „schnellen Eingreiftruppe“ auf der Stadtbahn sowie zusätzlichen Wendereinigungen die Qualität der Fahrzeuginnenräume für die Kunden deutlich zu verbessern. Außerdem habe man nebst der automatischen nunmehr eine weitere manuelle Wäsche der Wagen angeordnet, die auch das äußere Bild positiv beeinflussen werde, so die Bahn heute.
Ob allerdings die angestrebte terminliche Akkuratesse tatsächlich ohne Weiteres umzusetzen ist, bleibt nicht zuletzt wegen der Mahnung des VBB durch Hans-Werner Franz fraglich. Während Bahnsprecher Peter Buchner zwar erklärte, dass Netzdefizite weder der Fall seien noch eventuelle Langsamfahrstellen zur Unpünktlichkeit führen, weil sie im Fahrplan nicht berücksichtigt wurden, fand der Geschäftsführer des Verkehrsverbundes andere deutliche Worte: „Ich kann verstehen, dass sich Herr Buchner mit seinem Unternehmen solidarisiert. Aber, über dem gesamten Netz gibt es Probleme; die sind nicht zu verniedlichen!“
Franz sieht ein deutliches Problem darin, keinen direkten Einfluss auf den Aufgabenträger der Infrastruktur zu haben und führte fort, „wir verbrauchen die Substanz! Hier, in Berlin haben wir das Glück, dass die Infrastruktur neu gebaut wurde.“ Er bekräftigte abermals die Forderung, dass die Bahn nicht mit dem Netz an die Börse gehen dürfe, um mit ihm womöglich rein spekulativ zu verfahren.
Ganz anderer Meinung ist Buchner, der sagt, „dass Langsamfahrstellen schon seit 150 Jahren zur Eisenbahn gehören“ und es sich nur um eine Gradwanderung zwischen „sportlichen“ oder weit austarierten Fahrzeiten handle.
Ein Umstand, den auch Connex im Rahmen der Aktivität ihrer „LausitzBahn“ für sich beantworten muss, obgleich Prokurist Michael Breitkopf fast den Anschein erweckte, kein wirklich großes Interesse mehr an dem in einer Ausschreibung an die Ostdeutsche Eisenbahn – ODEG – verlorenen Produkt zu haben. „Es ist davon auszugehen, dass wir es auf dieser Strecke nur noch 22 Monate tun werden“, Breitkopf auf die Frage nach möglichen Verbesserungen wörtlich.
Fest steht jedoch, dass Connex seine gute Position mit 1,70 gegenüber dem sonstigen Durchschnitt aller anderen von 1,92 im Ranking der Zufriedenheit weiter verteidigen konnte, dennoch gleichwohl in der Bewertung rund um das Thema Platzangebot eine „2“ vor dem Komma stehen hat. Man werde versuchen, dies durch Neukalkulation von Fahrgastströmen zu korrigieren, gab Breitkopf zur Auskunft. Was Verspätungen betreffe, sei man auf die Anschlusssicherung des RE 2 angewiesen und könne daher nur selten Einfluss nehmen. „Wir könnten 100% unserer Züge pünktlich fahren lassen, hätten damit aber keinen ‚Blumentopf’ gewonnen“, der Connex-Sprecher ironisierend.
Am zufriedensten gaben sich somit nach Angaben des VBB die Kunden der S-Bahn. Hans-Werner Franz betonte sein Lob ausdrücklich, während S-Bahn Geschäftsführer Günter Ruppert darlegte, dass man bewusst seit 1996 diese Daten durch ein unabhängiges Marktforschungsunternehmen empirisch messen lasse. Besonders erfreut zeigte sich Günter Ruppert über die aktuelle Entwicklung, die einen deutlichen Anstieg des Index um vier Prozent seit dem vergangenen Mai zu veruzeichnen habe. 81% der täglichen 1,4 Millionen Kunden gaben sich laut der repräsentativen Umfrage, die 1.300 S-Bahnnutzer befragte, zufrieden oder sogar sehr zufrieden mit dem Unternehmen. Ein Erfolg, der sich auch in den überdurchschnittlich gestiegenen Fahrgastzahlen widerspiegele und den zur DB Stadtverkehr zugehörigen Konzern weiter stärke.
Letztlich fehlt nur die BVG, die aufgrund der noch dieses Jahr gültigen Verträge zur Erhebung ähnlicher Daten nicht verpflichtet ist. Ein Umstand, der nicht weiter stört, erklärte der Vorstand Betrieb der Berliner Verkehrsbetriebe, Thomas Necker, im letzten Jahr überdeutlich, dass es nicht die Aufgabe des Unternehmens sei, Fahrgäste hinzu zu gewinnen und ergo dessen die Zufriedenheit nicht sonderlich wichtig sein dürfte. Erst recht nicht, wenn Ausschreibungen die Anstalt des öffentlichen Rechts vorerst nicht treffen werden.
Bild: Mangelnde Information, Zugausfälle und Unpünktlichkeit. Das ist nach Meinung der Kunden nebst Sauberkeit häufigstes Defizit bei der Bahn. © Christian Linow

Alle Rechte an den hier veröffentlichten Texten und Bildern liegen ausschließlich bei BahnInfo
bzw. den jeweiligen Autoren. Eine weitere Veröffentlichung der Bilder und Texte (dazu zählt
auch die Verwendung auf anderen Internetseiten) ist ausschließlich mit vorheriger schriftlicher
Genehmigung der BahnInfo-Redaktion bzw. des jeweiligen Autoren gestattet.